



Heut ist Sebastian dran mit Rosas und Henris Eingewöhnung im neuen Kindergarten.
Unfassbar, was seit Weihnachten alles los war. Wie auch in Deutschland besucht man sich viel zwischen den Jahren. Wir waren jeden Tag bei 1 bis 2 GastgeberInnen. Und weil es so unterschiedliche Leute und das Essen (na was wohl?) so lecker war, wurde es uns überraschender Weise nicht zu viel und die zugenommenen Kilos haben sich wirklich gelohnt. Was wir im einzelnen so erfahren haben, wird ein andermal beschrieben.
Neujahr rief uns die Chefin vom viel beschriebenen Kindergarten an, dass Dippedapp Anfang Februar schließen müsse. Das war ein Schock, und ich wagte kaum, Henri davon zu erzählen. Merkwürdiger Weise kam die Nachricht kurz nachdem ich beschlossen habe, dass ich den Zustand mit der fanatischen Nachmittagsbetreung nicht akzeptieren kann.
So machte sich dann die zunehmende Lebenserfahrung von mitte 30 bemerkbar und ich verschwendete keine Zeit damit, sauer und verzweifelt zu sein. Ich hoffe einfach, dass es für Henri nicht so schlimm ist wie von mir befürchtet.
Unsere neuen Nachbarn aus Bangladesch, Familie Islam, haben einen Sohn in Henris Alter. Was liegt näher, als die beiden zusammen in den Kindergarten zu schicken?
Der Kindergarten heißt Asjassies. Da ich den Namen das erstemal von Shahana (Frau Islam) gehört habe und das Gelände Richtung Mohadin, dem indischen Township Potschefstrooms liegt, musste ich immer an die Assassinen, die Haschisch rauchenden Selbstmordkämpfer des Mittelalters aus dem Orient, denken. Aber es ist wohl ein afrikaanse Wort und meint sowas wie rumtoben.
Es ist eben richtig Schule. Um halb acht geht es mit Kunst los, andere Fächer und Spielzeit folgen. Es gibt eine Englisch- und eine Afrikaansklasse. Durch das viele englisch zu Hause mit den Nachbarskindern hat er sowieso schon ein Englischafrikaansgemisch gesprochen (wobei gesprochen ein bischen viel gesagt wäre), sodass er mit Sheihan in die bunnyclass; englisch, geht.
Ehrlich gesagt hadere ich zZ ein bischen mit der Kindergartensituation. Als ich gestern mit Rosa den Vormittag in der Babygruppe verbracht habe, schätze ich, dass 95% der Eltern, die ich so kenne, dort ganz schnell wieder gegangen wären. Einschließlich mir. Nun weiß ich mittlerweile, dass meine Maßstäbe ganz verschieden von denen der Kinder sind, dass es der erste Tag und damit ganz schön Chaos war und das wir schließlich in Afrika sind und ich hier kein Berlin draus machen kann (laut Pisa ja auch nicht das gelbe von Ei), und ich selbst im Berliner Kindergarten oft mit den Zähnen geknirscht habe. Deshalb habe ich heute Seb geschickt, um das mal ein bischen zu objektivieren.
Unser Weihnachtsbaum konnte sich wirklich sehen lassen. Er wurde öfter von Henri und Noa umdekoriert. (Foto)
Beim zusammenpacken der Advents- und Weihnachtssachen gabs ein bis jetzt unbekannten Arbeitssschritt: alle Fliegen aus den Spitzen des Sterns rausklopfen.
Sylvester haben wir morgens eine Stadtrundfahrt unternommen und sind zu fünft durch die verschiedenen Townships gefahen, danach zur Kirche, und durch eine wegen Krankheit abgesagte Verabredung sind wir dann zum Abendbrot auf gut Glück mit großer Kühlbox (Brotteig, Salat, Fleisch) los, um am Vaal, dem geschichtsträchtigem Fluss 25km entfernt, eine schöne Stelle zu finden. Und klappte natürlich prompt. Ich war stolz auf meinen Mann und die ganze Familie, so ein stressfreies schönes Picknick mit Baden und spielen und grillen hinzubekommen.
Abends haben wir dann noch mit Nachbarn zusammengesessen und anderen Theologen: Tim, Australierer und Südafrikaner, geht mit seiner Liebsten nach Burundi, um dort eine Theologische Schule aufzubauen. Obwohl die Kirche das zugesagte Geld zurücknahm, wird er diesen Plan umsetzen. Allemal bewundernswert. Burundi ist dann richtig Afrika. Im Gegensatz zu Südafrika “das Afrika für Anfänger“ (schrieb ich das etwa schonmal? Möchte mich ungern wiederholen).
Neujahr haben wir ein Dennepark Picknick veranstaltet: Alle Übriggebliebenen (Potch war herrlich leer), das heißt alle Ogunrombis (Akin, Modupes Mann, ist auf der Durchreise, er hat seine Ausbildung in Kapstadt beendet und zieht wieder nach Nigeria. Ein Glück bleiben die Mädchen noch, bis Modupe fertig ist), die Bangladeshis, und die 2 deutschen Familien Büsching und Fuhrmann, sind zum Fluß (eher ein Bach) und haben getafelt.
Letzten Sonntag hat Seb seinen ersten Gottesdienst in der deutschen Gemeinde gehalten.
Was soll ich sagen, natürlich waren se alle wieder hin und weg.
Am letzten Ferientag durften die Mädchen morgens reiten. Drauf gekommen bin ich, als ich überlegte, wie man sie am besten morgens ohne Protest aus dem Bett bekommt, damit sie einigermaßen wieder in den Rhythmus kommen. Ich weiß noch, wie unser Vater uns den letzten Ferienmorgen zu versauen pflegte (in bester Absicht natürlich!) mit eben letzterer Begründung, und ich jedesmal schlimme Rachepläne schmiedete.
Nachtrag am 12.1.: Rosa wird nicht in den Kindergarten gehen.