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Thursday, March 22, 2007

Mittwoch, 21. März 07 Human Rights Day





Wie es scheint, habe ich in letzter Zeit eher Material gesammelt als produziert. Es war soviel los, dass ich weder Zeit hatte zu schreiben noch wußte, wo ich anfangen soll.

Ich weiß gar nicht wie Leute, die ohne Kinder reisen, überhaupt was erleben können. Was uns durch die drei Süßen alles so zugänglich wird, ist unschätzbar.

Werde auch bald mal wieder ausfühlicher über sie selbst schreiben. Sie sind alle eine wahre Pracht.

Gestern, Dienstag, war ein Prototyptag (oder kann ich schreiben Prototag?) der vergangenen Wochen. Na gut, er war besonders besonders voll und ohne meine Arbeit – das Lesen für die Prüfung.

Ich bekomme überall Informationen, die ich in Zettelform in meinen Kalender packe, in der Hoffnung, abends aus diesen Wirrwarr einen Plan zu machen oder mir für den blog zu merken.. Morgens alle Kinder weg, Henri bleibt wegen einer geschwollenen Nase und Lippe (Sturz von der Rutsche) zuhause und kostet das voll aus. Gibt nix schöneres als nicht in den Kindergarten zu gehen. Wir zusammen zum Sport, wegen erwähnter Damage nicht im Kinderraum, sondern, unter drei Versprechen, ruhig zu sitzen und zu lesen, mit im Sportraum. Dann gemeinsamer Einkauf bei fruit & veg.

Zuhause aufräumen weil die Putzkolonne kommt. Als die kommen, noch kurzer Plausch mit Ike und wann wir endlich mal Zeit finden, Kaffee miteinander zu trinken (heute erledigt). Mit Henri und einer Pappkiste ausm Laden, die er als mobiles Nest mit sich rumschleppt, machen wir Wäsche und Anrufe an der Telefonzelle und fahren Blumen kaufen um Utta zu besuchen, die letzte Woche 70 geworden ist. D.h. mit Huibré die Planung für Sambia vorangebracht, unseren Ausflug (samt Shahana, Turjo, Mod & kids und Gayle) von heute auf Sonnabend verschoben, bei Utta und ihrem Mann Duncan (u.a. ein Kräuterspezialist, Geologe, Sänger und passionierter Lehrer) vorbeigeschaut und ihnen Blumen und Ikes Telnr. gebracht, Für Uttas Kreuzschmerzen Utas Beckenbodengruppe verordnet (beginnt wahrscheinlich am 2. Mai) überraschender Weise ein homöopathiches Malariamittel von Duncan gemixt bekommen, Beinwellsalbe und Bier als Zahlungsmittel vereinbart.

Rosa abgeholt und schnell noch 10 Minuten hingelegt und Augen fest zugedrückt um 5 min zu schlafen (Kampfschlafen), für die Graduation fertig gemacht, Seb Kinder übergeben, Bill (Kongo) abgeholt und zur Uni gefahren. Dort Janet (SA) Godwin (Simbabwe) Jean (Ruanda), die beiden letzteren in Robe, getroffen. Ich war vorgewarnt das solche Veranstaltungen sehr langweilig sein können und hatte mir mein zZ geliebtes „Oxford advanced learner’s dictionary“ (Jawohl:stolze Uta: bereits advanced!) eingepackt, aber - das gibt’s doch nicht- den Fotoapparat schon wieder vergessen.

Aber ach, so langweilig war das gar nicht. Nun habe ich auch noch keine solche Veranstaltung in Deutschen Unis besucht, schön war die Ordnung und die ganzen Lehrtrachten mit dem strengen und feierlichen Ablauf und dass ich zum Schluss aus vollem Halse mal wieder die schöne Hymne mitsingen konnte. Wir waren ja die Vertretung für Godwins und Jeans Familie, und waren dann demtsprechend auch ganz stolz, besonders als Godwin als einer der Besten sein Honors zum Schluss und gerahmt überreicht bekommen hat. Dann haben Janet und ich noch für Fotos in allen Konstellationen gesorgt (mit der von Ingo geborgten Kamera).

Nachdem ich diverse Freunde und meine Familienmitgleider zu Jeans Haus gebracht hatte, fuhr mich Seb widerum zum Englischunterricht von 6 bis acht. Von da aus auf dem Nachhauseweg am „Burgundis“ vorbeigelaufen, wo ich Kiki mit einem Mann sitzen sah, der ihr gerade einen Verlobungsring überreicht hatte. Ich war also die allererste, die es erfuhr!

Zuhause haben die Kinder noch gespielt. Anu ist dabei eingeschlafen, aber Noa, Ayo, Henri und Rosa haben, oh Wunder, einträchtigst miteinander noch lange (denn heute war Feiertag) Notaufnahme gespielt (Noa als Patient).

Sonnabend, 17.3.07


Link: sevenload.com

Neulich habe ich ein paar Frauen zum Essen ausgeführt. Mal welche, die sich noch nicht kannten. Modupe, Roelin und Barbara. (alle schon mal erwähnt). Gemeinsamkeiten: alle gleichalt, alle Mütter, alle arbeiten auf die eine oder andere Weise viel. Somit waren wir 2 Südafrikanerinnen und 2 Ausländerinnen, 2 Schwarze und 2 weiße Frauen und es war ein toller Abend. Alle hatten was von einander und ich habe mich irgendwann zurückgelehnt und ihnen zugehört (den drei Afrikannerinnen wiederum). Mal gucken, ob wir das erweitern und uns alle 2 Monate zu acht treffen oder so.
Asche auf Haupt: Seb hatte mir den Fotoapparat extra noch mit Ermahnungen zugesteckt, aber ich habe dann völlig vergessen zu fotografieren.

Nun bereiten wir uns auf eine Reise zu viert (mit Reisegruppe) nach Sambia, später zu siebt nach Namibia und dann noch zu zweit nach Johannesburg/Pretoria vor. Das heißt, wenn in den Osterferien Seb zu einer Tagung in Kapstadt ist werden sich die Kinder und ich At und Huibrés Großfamilie anschließen und eine durch und durch organisierte Reise nach Sambia unternehmen. Die Details gehen soweit dass man sich diesmal den Viktoriafällen lieber von dieser als der simbabwanischen Seite nähert, weil durch das viele Wasser dieses Jahr auf letzterer Seite wegen Sprühnebel kaum was zu sehen wäre.Ich weiß nicht, inwiefern da auch die politische Lage in Simbabwe eine Rolle spielt.

Donnerstag, 15.3.07




Ach Eva, Du hast recht. Es haben sich auch lauter erwähnenswerte Dinge ereignet. Gestern ist z.B. unser neues Denneparkbaby geboren; somit ist Rosa nicht mehr die Jüngste.

Der Süße heißt Thomas Dieter Rendani Büsching. Wenn der Name Programm sein sollte, bin ich sehr drauf gespannt. Rendani ist vaVenda und bedeutet Lobpreis.

Morgen abend gibt es wieder eine Art erweitertes DP Abendessen und mit Gayles Anwesenheit ist so etwas wie Tradition hier entstanden. Eigentlich wollten Kiki und Deline, die Südafrikanerinnen hier, Tomcat (so haben die Mädchen Tomboy heute morgen auf dem Weg zur Schule getauft) gleich noch standesgemäß südafrikanisch empfangen, aber sie sind leider übers WE weg.

Na jedenfalls kommen auch immer ein paar Leute von außerhalb: z.B. Jean d’Amour , der, wenn man ihn nach seiner Herkunft fragt, Finnland angibt. Da weiß man erst nichts zu sagen bei den strahlend weißen Zähnen mit schwarzem Gesicht drum herum und einem hart französich-afrikanischen Akzent. Seine Geschichte ist eine von vielen Afrikas. Hat jemand Blood Diamond gesehen? Er kommt zwar nicht aus Sierra Leone, aber aus Ruanda und hat als Totsi im Busch versteckt den Genozid überlebt.

Weiterhin sind Kongo, Simbabwe und manchmal auch Uganda vertreten.

Tuesday, March 20, 2007

Gradse verplegtigheid

... oder so ähnlich heißt die Veranstaltung, bei der Studenten ihre verschiedenen Grade (Bachelor, Honors, Masters, so ist wohl die Reihenfolge) erhalten. Uta geht heute hin auf Einladung von Jean d'Amour. Zum Empfang komm ich dann mit den Kindern hinter her. Alles wichtige über Jean d'Amour gibt's hier
Jetzt heißt es aber weiterarbeiten, Herrschaftszeiten.

... für nur ¥6,108 ...

das sollte es Ihnen wert sein!

Monday, March 05, 2007

Adar 14th

Bekanntlich war letzter Schabbes kein gewöhnlicher, sondern Purim. Grund genug für unsere liebe Nachbarin Gayle, eine Feier zu organisieren, ist doch eines ihrer Anliegen, jüdische Feste in's Kirchenjahr zu integrieren, da ja auch Jesus von Nazareth diese gefeiert hat (so Gayle) bzw. haben mag (so fip).
Es war wirklich ein schönes Abend im Dennepark, Gayle hatte mit den Kindern die Geschichte von Esther eingeübt und vorgespielt und dann wurde fein getafelt.

Thursday, March 01, 2007

Dienstag, 27. Februar – Donnerstag, 1. März: Potch ohne Anna und Carola


[Hallo Anna. Ich drängel mich nochmal dazwischen...]

Obwohl heute erst mein 2. Arbeitstag ist, habe ich bis jetzt (10.36Uhr) soviel Zeit verplempert, dann kann ich die verbleibenden 2 Stunden auch noch damit verbringen, euch auf den letzten Stand bringen.

Um in Südafrika als Physiotherapeutin arbeiten zu können, braucht es eine extra Prüfung, die ich im Oktober ablegen will. Bis dahin heißt es büffeln und im Fachenglisch fit werden. Nach anfänglichem Aufregen über soviel Umständlichkeit finde ich es ganz schön, mich nach 10 Jahren mal wieder theoretisch und dazu noch auf englisch auf den letzten Stand zu bringen.

Praktisch gucke ich mich eher ehrenamtlich um: zB plane ich eine Beckenbodengruppe (gibt’s hier überhaupt nicht, aber laut Fachleuten riesiger Bedarf) und werde nächste Woche in eine Schule für blinde Kinder, die auf ehrenamtliche Physiotherapie angewiesen ist, mal gucken gehen.

Am Sonnabend gehe ich zur Beerdigung von Lettys Bruder.

Letty hat bis letzte Woche einmal wöchentlich unsere Wohnung geputzt. Weil jetzt aber Roelin, für die Letty den Rest der Woche arbeitet, sie nun auch mittwochs braucht (vor allem für ihre Tochter Rika) , werde ich Ikes Firma ausprobieren, die sie vor ein paar Monaten gegründet hat, nachdem sie im Gymnasium aus Kostengründen als Deutsch- und Tourismuslehrerin entlassen wurde. Also statt einmal wöchentlich Letty für 6 Stunden mit Verpflegung und Transport und familiären Kümmernissen jetzt Ikes Putzkolonne 2 Stunden die Woche. Habe heute mit Letty telefoniert. Wir sind uns irgendwie ans Herz gewachsen in der Zeit.

Ihr Bruder ist am WE im Krankenhaus gestorben. Was man hier auf keinen Fall fragt, ist, woran jemand gestorben ist (Würde auch nicht viel bringen, denn schließlich stirbt man nicht an AIDS selbst), ob nun aus Scham oder weil man sonst irre wird weiß ich nicht. Vielleich beides.

Die Nachricht war wie ein Auftakt: heute habe ich im fruit & veg auf der Safttheke, an der ich einmal die Woche Säfte in meine Flaschen füllen lasse, Foto und Kerze gesehen: meine Lieblingsverkäuferin ist gestorben. Es gibt keine Übergangszeit, kein tragisches Ereignis, was dazu führte: sie kommt an einem Tag nicht zur Arbeit weil sie tot ist. Ich hätte sie zu Lebzeiten nicht Lieblingsverkäuferin genannt, einfach weil ich gar nicht viel über die Leute nachdachte. Man macht so seine Späße miteinander, werde freundlich und neugierig beobachtet wie ich bis zu 6 Kinder in Schach halte und 4 leere 3l Flaschen rüberreiche. Der Laden mit Ostcharme, aber voller Obst und Gemüse. Jetzt sehe ich ihr Foto und registriere, dass sie mir die angenehmste in diesem Laden war und aufeinmal WAR; nur unbedeutend älter als ich!

Gayle erzählt ähnliches von der Putzfrau der Fakultät. Sie sind so selbstverständlicher Teil des Alltags. Da bleibst die Zeit um dich herum stehen, und alles bekommt eine andere Farbe.

Da passt der schöne Gedichtband aus Hansels Paket, den ich gerade heute begonnen habe, gut zum Thema: die K-Gedichte von Robert Gernhardt. Ein Segen.

Letty hat 2 Söhne, Mischak, so alt wie Rosa, und Sidisu, 13.

Sie lebt allein weil sie ihren Mann vor einer Weile rausschmiss. Nüchtern sagt sie, allein kann sie mit mehr Sicherheit wirtschaften und wartet nicht mehr drauf, dass er mal mithilft. Sie wirkt sehr realistisch und zuversichtlich. Gott gibt ihr Arbeit und ein Zuhause für ihre Familie. Sie spricht afrikaans und setswana, wir haben uns in englisch immer was zurecht geholpert, aber doch eine Menge voneinander erfahren.

Für mich war das Arbeitsverhältniss zuerst sehr gewöhnungsbedürftig. Aus Deutschland kenne ich die klare Einteilung: Dienstleistung auf der einen, faire Bezahlung auf der anderen Seite – fertig. Durch die zwei verschiedenen Wirtschaftssysteme hier (so nenne ich das jetzt mal), also die eine Welt der gut Ausgebildeten (zZ überwiegend Weiße) mit Gehältern ähnlich dem europäischen Durchschnitt, und die anderen, nicht Ausgebildeten (zumeist Schwarze und Farbige), mit gesetzmäßig vorgeschriebenem Mindestlohn von 700 Rand (70 Euro) im Monat, läuft das hier anders: mit deinen Hausangestellten, so sagt Roelin, bekommst du auch noch einen Haushalt dazu, um den du dich mitkümmerst. Für viele Leute, die wir kennen, ist es deren Beitrag, die ärmeren Landsleute zu unterstützen: Kinderbetreuung und Ausbildung, Rentenversicherung, Kreditvergabe oder Bank. Ob das Standard ist, bezweifle ich.

Ausserdem hat man zu all dem Schlamassel heute die Auswirkungen des Sowetoaufstandes 1976: Die Kinder starteten daraufhin einen Schulboykott, der zwei Jahre anhielt. Man kann sich denken, wie lange man danach zutun hatte, Schulstruktur wieder aufzubauen. Auch in den Familien. Für eine ganze Generation war Bildung passé.

Das heißt es sind die heute +/- 40 jährigen Schwarzen, eigentlich hauptverdienende Generation, die keine Chance und mit viel Glück Aushifsjobs haben.

Uns wie sieht’s sonst so aus?

Uta ist in der parents association: also wieder sowas ähnliches wie Elternsprecherin; diesmal in der Schule und nicht im Kindergarten. Dort sind Noas und meine Nahziele: Mädchenfussballmannschaft (sie ist nicht die einzige, die scharf drauf ist); barfüßige Kinder im Unterricht (als Mutter und Physiotherapeutin werde ich evtl. zu den Lehrerinnen sprechen).