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Monday, June 04, 2007

Nach Utas Geburtstag und nach Kapstadt





Vielen Dank für alle Grüße und Wünsche zu meinem Geburtstag! Ich würde sie eigentlich gern persönlich beantworten, aber ich jammere lieber über die zu knappe Zeit, und jammern mag ich erst gar nicht! Ich habe es wie Tante Erna gehalten und bin fast nicht ans Telefon gegangen. Aber zu wissen wer alles an mich denkt war sehr schön. Bitte hört nicht auf zu schreiben nur weil ich nicht antworte.
Hier ist es zZ schweinekalt, seit 13 Jahren die tiefsten Temperaturen. Morgens -4°C. da hier niemand und nichts auf Kälte eingestellt ist bibbert man ganz schön, weil es keine vernünftigen Heizungen gibt. Bei unserer 4m hohen Küche die 40qm groß ist, ist dann ein Ölradiator und elektrische Heizstrahler gradezu lächerlich. Es reicht, um morgens die Sachen drauf zu legen. Aber wenn ich klage, sitze ich wenigstens neben diesem Ding. Mir ist unheimlich zumute und ich denke an all die Leute in den shags (Wellblechhütten) und vor allem an die Kinder. Ich vermute, dass viele nicht genug anzuziehen haben.

Mittwoch bin ich aus Kapstadt wiedergekommen. Ich war auf Robben Island und mußte an Hennes Beschreibungen denken. Nicht nur du hast uns gewarnt so dass ich angenehm überrascht war. Ich meine, für gut Organisiertes ist Uta immer zu haben. Die Leute, die über die Insel und durch das ehemalige Gefängniss geführt haben (Ex - Gefangene) waren angenehm professionell. Sowohl was die Präsentation angeht als auch der Umgang mit der Vergangenheit: Sehr bewusst und klar, aber in keiner Weise bitter oder anklagend. Eher sehr stolz auf das, was ist.
Meine Unterkunft hat mir sehr gefallen, Backpack Backpackers. Oh man, ich war zunächst ganz schön aus der Übung. Schon am Telefon habe ich pickiert ‚mhm’ gesagt, als ich erfuhr, dass es nur gemischte Schlafräume gibt. Mitten in der Nacht polterte der Nachtwächter rein um die letzten freien Betten zu vergeben. Keine Schränke, geschweige den Bügel (hatte ein Glück einen dabei), aber immerhin bezogenes Bett plus Wärmflasche und Handtuch wurde gestellt.
Dann hatte ich es schnell wieder drauf und genoss das alte Reisegefühl, bis zum Einschlafen oder beim Frühstück in der Selbstversorgerküche Erlebnisse des letzten Tages und aus aller Welt auszutauschen.

Zum Beispiel habe ich mich gestern Abend, nach dem Abschluß vom Landmarkforum, an die Backpackerbar gesetzt zu J. (SA), einem Barkeeperlehrling, und K. (Südkorea), der gerade 6 Monate in Malawi in einem Hilfsprojekt gearbeitet hatte. Obwohl sie beide schon ein bischen hinüber und blutjung zu sein schienen (was bin ich doch für eine grundsolide Spießerin!), war es ein herrliches Gespräch. K. würde in ein paar Tagen nach Hause fliegen und seinen Eltern eröffnen, dass er sein Ökonomiestudium, dass er bis jetzt sowieso nur besoffen ertragen hat, schmeißen und Fotografie studieren. Nachdem ich erstmal skeptisch nachgefragt habe (man kennt ja diverse Fälle von sprunghafter jugendlicher Faulheit und Leichtsinn), hat er von dem Buch der Namen erzählt, das seine Familie führt und in dem seit zweitausend Jahren alle Namen der Familie eingetragen werden. Wenn er sich nun mit seinem Vater verkrachen würde, könnte dieser Kims Namen aus dem Buch tilgen und hätte in seinem Land keine Chance mehr. Er beschrieb den Schulalltag, in dem achtjährige bis weit nach Mitternacht Hausaufgaben machen um morgens um sechs wieder zur Schule zu gehen. Die glücklichsten Momente seiner Kindheit waren die, in denen er eine Kamera in der Hand hielt. (Vielleicht geht das ja vielen Koreanern so und die vielen vermeintlichen Japaner, die knipsend durch die Welt reisen, sind koreanische Seelenverwandte Kims?) Na jedenfalls war das sehr berührend, ich hatte keine Einwände mehr, und rang ihm nur noch das Versprechen ab, es in aller Liebe, Dankbarkeit und Respekt seinen Eltern bei zu bringen und mir das Ergebniss zu emailen.
Nun fragt sich mancher vielleicht mal wieder nach Moral und christlicher Nutzanwendung, und warum ich mich da einmischte? Keine Ahnung, mir war eben so, und es hat mindestens einen glücklichen K. zurück gelassen, der wesentlich aufgeräumter als zuvor wirkte.
Von J haben wir dann noch den schönen Trick gelernt, wie man aus einer Orangenschale einen noch kräftigeren Feuerstrahl herausholen kann.


In den ersten Tagen in Kapstadt mußte ich mich öfter ermahnen, dass es meine Ferien sind die ich hier verbringe. Ich war ständig am organisieren, erledigen oder Familie vermissen. Aber sowie mir das aufgefallen ist konnte ich wieder vor mich hin lächeln und gestern abend, als ich mich von der – wie immer – mir liebgewordenen Landmarktruppe verabschiedete, bescheinigte mir jemand mein beständig strahlendes Gesicht. Na bitte.
Diese Reise hat allen gut getan. Sebastian hatte Spaß mit den Kindern, immer, wenn ich anrief, hörte ich, dass ich eigentlich kaum vermisst werde. Na toi. Und nur 7 Tage weg, und ich sah so deutlich, was die Kinder alles dazu gelernt haben.

Schade eigentlich, dass ich aufgehört habe, Euch mit diesem Kurs zu nerven. Es war wieder einmal so beeindruckend. Für Euch Theologen, die immer die Stirn oder die Nase gerümpft haben: diesemal war eine Gruppe Katholiken dabei. Zum Ende habe ich den Prieser getroffen, der seine Gemeinde dorthin eingeladen hatte (und wiederum von dem Monsignore davon erfahren hat undderzeit mit 4 anderen Priestern und einer Nonne das 4-teilige Programm besucht). Er sagte mir, dass er das Evangelium nochmal neu verstanden hat.
Die jüdische Gemeinde der Stadt ist schon durch. Protestanten brauchen wohl etwas länger….
also Nicht nur wegen der Katholiken - macht um Himmels willen endlich mal das Landmarkforum. Ihr müßt mir nicht mal sagen, dass ihr es macht. (Gibts auch in Tel avi--iv!)

Eine für mich interessante Beobachtung hat mich gestern beschäftigt. Ich verglich das Lebensgefühl des kleinstädtischen ländlichen Milieu mit dem Großstädtischen in D und SA. Kapstadt hat mich noch mehr an Berlin erinnert als Johannesburg, natürlich überaus angenehm und zuhause. Lauter Straßen, viel Beton und Asphalt, schöne Häuser, viele Menschen. X Projekte und Initiativen,… auch Parks, dort läßt es sich gut sein Leben leben. Eine vibrante Masse auf der man läuft, ich weiß das sie da ist und ich kann darauf leben ohne sie permanent zu beachten. Hingegen die Kleinstadt: Ruhig, sehr geordnet, alle miteinander persönlich verbunden - mehr oder weniger freiwillig.
Da habe ich habe mal wieder mitbekommen, dass ich eine Großstädterin bin, und mich gleichzeitig mit den Kleinstädtern und Landeiern solidarisiert, die ja häufig sagen was GroßstadterInnen doch für arrogante und selbstgerechte Wesen sind.

Ich hatte keinen Fotoapparat dabei, deshalb hier schöne Fotos aus Jozi, so nennen Joburger ihre Stadt.

1 comment:

Anonymous said...

Das freut mich, dass dir Kapstadt gefallen hat, habe ich aber auch kaum anders erwartet ehrlich gesagt.
Dass ihr jetzt Kleinstädter seid für die 2 Jahre, ist mir auch erst aufgefallen, nach dem ich wieder weg war, muss man schon ein bißchen für geschaffen sein, wa? Ich wäre es auf Dauer nicht, dit weeß ick jenau.
Hier geht jetzt übrigens der Sommer los, habe gerade am Üdersee 25 m² südafrikanischen Rasen ausgesäht und wenn der was wird, würde ich gerne einen dementsprechenden Wimpel dort aufhängen...!
Liebe Grüße-
Anna