
…steter Tropfen höhlt den Stein. In diesem Falle meine ich die Informationen, Bemerkungen, die die Leute hier für unsere Ohren so von sich geben. Ich muss mich selbst ermahnen, meine 6 Monate einzuhalten. Denn natürlich schwirren in meinem Hinterkopf dauernd Ideen, wem ich was sagen könnte, und was die Weißen und Schwarzen und Bunten im Lande tun und lassen müssten. Ich verbiete mir selbst die Klappe, und predige mir, dass ich keine Ahnung habe und lieber aufmerksam zuhören soll. Ich merke es spätestens, wenn ich diesen Text hier versuche rund zu machen, dass doch noch zuviel fehlt.
Vor ein paar Tagen hatten wir deutschen Weiberklatsch. Manja und Stefanie und ich waren abends essen und haben 2,5 Stunden am Stück erzählt, da ich aus der Übung bin war das ganz schön viel.
Beide haben Jobs in der Uni und sind viel auf den Farmen in der Umgebung. Und sich auszutauschen über Eindrücke und Vermutungen war sehr interessant für mich.
Manja und ich sind aus dem Osten und Stefanie aus dem Westen mit viel Osterfahrung. Stefanie ist mit Unterbrechungen schon länger hier, und hat dadurch ein anderes, neu erwecktes Interesse am deutschen Ost-West Konflikt. Mir gehen die meisten Ost- und Westdeutschen bei diesem Thema so auf die Nerven, dass ich überhaupt keine Lust habe, mich damit auseinanderzusetzen.
Und wiederum ist es unmöglich, dieses Thema auszulassen, wenn du als Deutsche/r hier in Südafrika lebst
Auch wenn es meist daneben ist, wenn du Gemeinsamkeiten in der Vergangenheit finden willst ist, es auffällig, dass die Reaktionen der Menschen in D und SA auf die jüngste Geschichte sehr ähnlich sind. Beschwerden und Meinungen übereinander wo das Auge hinreicht.
Es gibt hier eine Sendung, die survivor South Afrika heißt. So was Ähnliches gibt’s auch in Deutschland, eine reale Seifenoper, wo verschiede Leute zusammen in den Urwald geschickt werden und dann mit oder gegeneinander Aufgaben lösen müssen.
Das funktioniert hier nicht recht, sagt Hennie, weil diese Sendungen von Konfrontationen leben und die SüdafrikanerInnen eben wo sie nur können Konfrontation vermeiden. Tja, und, ist das nun gut oder schlecht in diesem Falle?
Neulich waren wir im schon erwähnten Schwimmbad. Weil es Sonnabend war, schwamm auch ein ganzes Internat (schwarzer Kinder) mit.
Ein Mädchen spielte mit Noa (einen halben Meter länger als sie) und stukte sie plötzlich unter, während es mir ins Gesicht grinste. Ich habe sie in Berliner Manier zur Schnecke gemacht, als hinter mir eine Traube neugieriger skeptischer Schüler versammelte.
Nach meiner Schimpfkaskade ging ich ins Wasser und hob Ayo rein, und hörte fast das Zischen, als aus der Wolke das Argument „Rassistin“ entweichen musste.
Neulich war Henri dran mit „vergessen aus dem Kindergarten abzuholen“. Auf diesem Wege lernte ich mal die Nachmittagsbetreuung kennen. Südafrika schert sich zwar nicht drum, aber aus Personenschutz gründen nenne ich sie mal T.
Eine lustige alte Frau mit Sendungsbewusstsein.
Nachdem wir in 7 Minuten Essgewohnheiten Deutschlands, Südafrikas und Australiens verglichen haben, uns über wie mir Südafrika gefällt und welche Sorgen ihr die Kinder bescheren und einen kurzem Abriss unserer Lebensläufe ausgetauscht hatten, fing sie an, mir zu sagen, dass ich wirklich wie eine Israelitin aussehe und wir zum auserwählten Volk gehörten.
Dass alles ganz logisch und einfach in der Bibel beschrieben steht und ich nur nach lesen muss um zu verstehen, dass Gottes auserwähltes Volk, die Nachfahren Abrahams, weiß sind und Gott ihnen den Befehl gab zu herrschen. Und dass man auch ganz klar sehen kann dass überall da, wo Schwarze regierten, alles den Bach runter geht und die Weißen das nun mal besser verständen. Ein paar Argumente und ein weiteres Gespräch folgten.
Bei meinen Überlegungen, wie ich damit weiter umgehe, den schließlich arbeitet sie mit Kindern (und erzählt ihnen biblische Geschichten!!!!), weiß ich nicht, ob ich verantworten kann, dass diese alte Frau, die ein Kind verloren hat (auch wenn es beim Militär war) und auf der Flucht aus Simbabwe alles zurück lassen musste, auf meinen Protest hin ihren Job verliert.
Ich habe z.B. mit Fika und Modupe darüber geredet. Beide Experten in Gütigkeit und Vergebung. Fika riet mir, mit ihr im Gespräch zu bleiben, ohne unbedingt ihren Glauben zu erwähnen, die Dame gehöre offensichtlich einer relativ kleinen religiösen Gruppe an, mit der Fika auch schon zu tun hatte (als die neue Schwiegermutter eines Gemeindegliedes dieses zur Mitgliedschaft bewegen wollte). Modupe, die manchmal mitkommt und T. mittlerweile gesehen hat, beruhigt mich und sagt, ich hätte alles mir mögliche getan und könnte Gott vertrauen und der alten Frau verzeihen und noch eine Chance geben.
Diese beiden Beispiele sind nicht repräsentativ für die südafrikanische Stimmung, aber zwei von vielen Begebenheiten eben.
….Ach apropos schwarz-weiß Gebäck: Wir haben in Teamarbeit schon drei verschiedene Plätzchensorten gebacken. Hauptsächlich, um alle LehrerInnen zu beschenken. Siehe www.weihnachtsplätzchen.de > Mürbeteig > Hausfreundchen. Und eben Schwarz-weiß Gebäck und eine Art Lebkuchen. (noch zum Bild: Noa zieht zZ gern Rosas T-shirts an,weil die so schön eng und bauchfrei sind..., R. ist es schnuppe)
Unser aller Englisch schreitet voran, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, meins wird schlechter.
Es ist nun schon fast an der Tagesordnung, dass Noa mich verbessert. Neulich habe ich entdeckt, dass Cornflakes Maisschuppen sind, (bin ich bei einer head & shoulders Werbung drauf gekommen, iii.) Und noch ein paar Schoten, die ich mir leider nicht gemerkt habe.
Henris afrikaans bleibt für uns undurchschaubar, aber Einheimische behaupten, sie können sich schon mit ihm unterhalten.
Rosa kann schon Modupe sagen. Der Name macht sich aber auch gut zum Reden lernen. Und herrlich deutlich ja und nein und Mama Papa und eine Menge Silben mit mehr oder weniger festgelegter Bedeutung.
Bis bald Eure Uta, die manchmal Heimweh hat!
1 comment:
Liebe Uta,
willste noch das Rezept für "Berliner Brot" haben? Sind allerdings Blockschokoladestücken drin, das wird euch wegschmilzen, oder?
Liebe Grüße-
Anna
Post a Comment