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Thursday, September 21, 2006

Mittwoch, 20. September 2006/ Donnerstag




auf diesen Fotos ist unser neues Nachbarkind Nicca zusehen. Heute ist das Kricketspiel, aber wir gehen doch nicht hin. Ich bin heilfroh. Zwar gab es vorvorgestern dollen Regen und es hat sich etwas abgekühlt, nachts ist recht frisch, aber nun ist die Sonne gnadenlos, es gibt wenig Bäume. Die Vorstellung, sich mit Kind und Kegel in dieses Gewühle zu begeben behagt mir gar nicht. Bin heute schon 2-mal am Haupteingang vorbei gefahren, alle sonst leeren Parkplätze sind mit Parkwächtern ausgestattet und Hutverkäufer machen ihre Runden, Himmel und Menschen. Und Autos. Kricketfeld ist gleich neben dem Rugbyfeld, also auch sehr nah.

Das ist alles ein Vorgeplänkel auf nächste Woche: Artclub. Eben hat Seb losgeprustet, was das denn ist. Es heißt richtig aardklop, Erdklumpen. Sieh mal einer an. Ich schrieb schon mal kurz drüber. In der ganzen Stadt werden Bühnen aufgebaut, Lastwagen voll bepackt mit Stühlen fahren durch die Gegend, Jedes Haus richtet sich aus, das Gemeindehaus 2 Häuser weiter wird zum Restaurant, in unserer Umgebung muss man sich ein Passierschein besorgen, um nach hause zu dürfen.

Also so etwas wie Walpurgisnacht und Worldcup.

Roelin hat uns zum Urlaub in dieser Zeit gratuliert. Ich finde es ein bisschen schade, dass wir weg sind. Aber den ersten und letzten Sonnabend haben wir ja. Überüberübermorgen beginnt alles mit einem großen Jazzkonzert (auf dem Kricketfeld). Wir werden mit samt Ayo und Anu hingehen, weil Modupe zu einem Kongress ist. Anu sagte uns, wir sind fast wie Nigerianer, weil wir sie einfach mitnehmen. Afrikaaner würden dass nicht tun, Schwarze mit sich zu nehmen. Ich weiß ich nicht, ob das stimmt. Potch vor allem scheint als Kleinstadt etwas hinterher zu sein, was die Integration angeht.

Alles, was man hier kaufen kann ist entweder aus Südafrika und hat irgendwo die Flagge drauf und du wirst fürs kaufen gelobt oder es ist aus China. Wobei nach Roelin aus China zwei verschiedene Arten von Produkten kommen: Müll und Brauchbares. Den Unterschied zu erkennen ist wohl nicht einfach.

AM WE waren wir kurz in Rustenburg, um für die Kiepe (Tragegestell für Rosa) ein Sonnendach zu kaufen, weil sie sich alle Mützen und Hüte vom Kopf zieht. Da waren wir in einer riesigen Mall. Also so was gibt’s in Berlin nicht. Tausende Menschen da, das war wie eine Stadt für sich.

So, hier und da ein bischen geplappert, jetzt noch die von noa und mir verfasste Klassenmail. (Bitte den Kindern erst zeigen, wenn es in der Klasse angekommen ist):

„Liebe Leute aus der 3 c und aus dem Kolle-hort,

hier mal wieder Nachricht von mir aus Afrika.

Jetzt habe ich meine ersten Ferien verdient, und wir fahren in die Berge, dass hatte ich mir gewünscht, als ich so traurig war, aus Berlin weg zu müssen.

Meine beiden Nachbarskinder Anu und Ayo (8und 6 Jahre alt) kommen aus Nigeria. Das ist auch ein afrikanisches Land, aber liegt genau auf halbem Wege zwischen Deutschland und Südafrika. So riesig ist Afrika. Sie sind beide schwarz. Also haben dunkelbraune Haut. Ein Glück ist ihre Muttersprache auch englisch, aber ihre Großeltern und die Mutter Modupe, die mit meiner Mutter befreundet ist, sprechen noch Yoruba.

So sind wir hier zusammen Ausländer. Anu und Ayo sind aber schon seit drei Jahren hier und können uns viel erklären, was wir noch nicht wissen. (und fahren leider nächsten Mai wieder zurück, weil ihre Eltern dann hiermit der Arbeit fertig sind).

Hier in Südafrika gibt es nicht nur eine Sprache, sondern viele. Hauptsprache ist Englisch, also für die meisten Fernsehsender und Radiosender, die Politiker und Diplomaten. Aber es gibt noch Afrikaans, das ist eine Sprache so ähnlich wie Holländisch und wir von vielen weißen Menschen gesprochen, weil ihre Vorfahren aus Holland kommen (sind vor über 200 Jahren hier her gezogen) dann gibt es noch über 20 andere afrikanische Sprachen von den Schwarzen Menschen. Hier in der Gegend ist das setswana. Wenn man aber ein paar Stunden mit dem Auto fährt, ist es zulu oder sesotho oder xhosa.

Jedenfalls hat man dann hier ständig ein Sprachengewirr. In der Schule wird englisch gesprochen, aber in der Pause unterhalten sich manche Kinder auf setswana, manche auf afrikaans. Henri geht in einem Kindergarten, in dem afrikaans, also das holländisch, gesprochen wird.

Wir sprechen meistens englisch mit den Leuten, haben aber auch schon ein paar Wörther afrikaans und setswana gelernt.

Es gibt hier vieles, worüber ich euch schreiben will:

Das härteste ist gestern passiert. Hier gibt’s noch richtig schlimme Bestraffungen in der Schule. Wir saßen im Sportunterricht draußen auf der Wiese und waren nicht mucksmäuschenstill als die Lehrer kurz weg waren, da mussten wir, statt Hofpause zu haben, in der heißesten Sonne 10 großen Runden laufen. Viele haben geweint und mir hat sogar jemand erzählt, dass einer in Ohnmacht gefallen ist. Das andere Mal mussten wir in der Hofpause eine Zeit still stehen (auch in der Sonne), weil wir beim line up getrödelt haben. Line up ist, sich am Ende der Pause in 2 Reihen (eine Jungs und eine Mädchenreihe), vorm Klassenraum aufstellen.

Ansonsten haben wir auch viel zu lesen in der Schule. Mich ärgert ein bisschen, dass ich die erste Klasse Bücher lesen muss mit großer Schrift, aber mein Englisch ist ja auch so wie erste Klasse. Ich beeile mich ganz doll mit den Büchern, damit ich von dem Babykram wegkomme.

Von meiner Uniform wisst ihr ja schon.

Wir haben hier chairbags. Das sind Stuhltaschen, die über der Stuhllehne nach hinten runter hängen. So haben wir mehr platz auf dem Tisch aber müssen nicht dauernd in der Schultasche wühlen. (Bald schicke ich Euch mal Fotos.)

Übrigens geht die Schule hier schon 7.30Uhr los. Und ich bin in der 2 W.

Hier fängt die Klasse jetzt erst mit den Malfolgen an, allerdings geht’s nicht nur bis zur 10, sondern bis zur 12.

Und wir schreiben nicht mit Füller, sondern nur mit Bleistift.

Manchmal sehne ich mich nach Unterricht in deutscher Sprache und nach Euch und dass Jungs und Mädchen gemeinsam auf dem Schulhof spielen, und im Hort zu bauen. Und ich denke gern an die Ausflüge, an das schwimmen,…

Wie war die Klassenfahrt? Was macht Ihr zurzeit?

die herzlichsten Grüße an Euch, an Frau Zaumseil und Franzi und Marcus

Eure Noa

(und auch viele Grüße von Uta, die mitgeschrieben hat)“

Sonntag, 17. Sep. 2006








Heute waren wir wieder in der deutschen Gemeinde. Nachdem wir vor 2 Wochen schon mal da waren und ich überrascht war, wie sehr ich die lutherische Liturgie und die deutsche Predigt genossen habe, sind wir auf Einladung (keine Ahnung, wo sie unsere Namen und emailadresse her hatten) heute noch mal hin, denn anschließend sollte es, die kundige Leserin wundert’s wenig, einen braai geben. Zu solchen braais bringt jede Familie ihre Zutaten mit. Zu Noas Enttäuschung wird dann nicht reihum genascht, sondern jeder isst sein Eigenes. Hat auch sein Gutes, dann sind die Vorbereitungen nicht so stressig und das Grillen und essen selbst auch unaufgeregt aber lecker. Wir haben schon ein bewährtes Mitbringmenü: zu Hühnerspießen oder Lammscheiben oder Burwurst gibt’s Hefeteig, den es fertig überall zu kaufen gibt (manchmal liegt er in den Kühlregalen rum, in offenen Tüten, und ist noch nicht gegangen. Ich hatte es gestern für kleine Portionen gehalten und habe 2 gekauft. Und als ich heute Morgen den Kühlschrank öffnete, war alles voller Teig) und der als Stockbrot oder Fladen mit auf den Grill kommt. Anna, die Gemüsedinger sind einfach zu umständlich. Irgendwann werde ich die aber mal einführen. Neulich habe ich auch Halloumi im Kühlregal entdeckt.

Nun aber etwas zur Gemeinde. Der Pfarrer, Hugo Filter, ist sehr erfrischend. Selbst Afrikaner (so nennen sich die Buren), hat er 1981 auch in Hannover 1 Jahr Vikariat gemacht, und meinte dann zu Sebastian, das war schon eine andere Kultur, auch mit der Moral und so. Meinte, dass die Lutheraner hier konservativer als in Deutschland sind.

Er spricht norddeutschen Akzent und hat so eine norddeutsche Art (habe mich mit Seb beraten und wir haben kein passendes Wort gefunden), aber doch gleichzeitig sehr persönlich und liebevoll mit einem Schuss Uneitelkeit. Kurz: köstlich.

Die Gemeinde in Potch besteht aus 35 Leuten. 2 waren krank, der Rest war da. Mitglieder sind unter anderem Ursula (selbst Afrikanerin, aber spricht in der Familie deutsch) mit Mann und Ihren Kindern Heinrich, Monika, Sabine und Jürgen (11, 9, 7, 4). Sie ist außerdem die beste Freundin von Hendrine, die mich schon vor einer Weile zu sich eingeladen hat, nachdem sie mich im Pick und pay aufgegabelt hat. Aus mir bis jetzt unbekannten Gründen geht sie aber nicht mehr in die Gemeinde.

Des Weiteren Utta (bei der Einreise in den Fünfzigern in der Aufregung ein T zuviel angegeben), die mir herrliche Tipps für Stadtrundfahrten und Museen in Berlin gegeben hat und ihr Mann Duncan, beide pensioniert und sehr erfrischend. Duncan ist mit Leib und Seele Forscher im Meteoritengebiet zusammen mit drei anderen betagten, wahrscheinlich pensionierten Forschern. Bis jetzt ist nämlich alles um diesen Meteoriten Hypothese, unter anderem, dass er die Erde siebzig Kilometer weit von ihrer ursprünglichen Bahn weggepustet hat, und sie wollen soviel wie möglich beweisen. Sie haben noch soviel zu tun, dass einer von denen darum bittet, nach seinem Tod seine Asche dort zu verstreuen, damit er weitermachen kann.

Neuste Entwicklungen in Sachen Sprache: Ayo sagt Kuckmahia, Noa verbessert das erste Mal Ihren Vater ('wart’s ab' heißt 'hang on' und nicht 'wait's up'). Das Schöne an so einem Auslandsaufenthalt ist, dass wir auch solche Wörter wie Kofferraumklappe und Regenrinne lernen.

Linksverkehr: Nachdem wir beide einige Praxis haben und übereingekommen sind, dass links zu fahren und rechts zu sitzen gar nicht so unnatürlich ist, bleiben letzte Fallen: Beim Anschnallen greife ich manchmal in die Mitte. Wenn mir ein Auto entgegen kommt, und auf der vermeintlichen Fahrerseite jemand ein Nickerchen hält oder ein Kind sitzt, zucke ich im ersten Moment zusammen. Gefährlich wird es, wenn man in alter Manier eine Straße überqueren will. Guckt re li re, und nach der Hälfte wird noch mal flüchtig kontrolliert – aber die falsche Richtung.

Heute hat mir Mutti geschrieben, dass nun fest steht, dass Anne und sie am 17.10. hier ankommen. Ist das aufregend!! Zusammen mit unseren Ferien ab Freitag und dem artclub/aardklop und einem Halloweennichtgeburtstagsfest bei Hendrine (ihr Sohn wird 6 und feiert nicht gern seinen Geburtstag…) und einem großen Jazzkonzert am Sonnabend ergibt das eine spannende Zeit.

Thursday, September 14, 2006

Mittwoch, 13. September 2006

Ja, der Alltag lässt hier so die Zeit verrinnen, ich habe fast das Gefühl, es geht hier noch schneller als in Berlin.

Gestern haben die Kinder in Fika und Sunettes Schwimmingpool angebadet. Seit Mitte letzter Woche tragen die Kinder Sommeruniform.

Außerdem hat mir Roelin entgeistert gesagt, dass sie mein Namensgedächtnis bemerkenswert findet. Und das bei diesen ganzen komischen Namen! Ich gebe mir aber auch große Mühe. Ich mag das, Leute mit Namen anzusprechen, und wenn ich mir sie doch nicht gemerkt habe oder sie erst gar nicht weiß, macht sich (bei älteren) das Ma’
am und Sir ganz gut. Diese Anhängsel sind sehr schön, doch woran ich mich nicht ganz gewöhnen mag ist dieses How are you b.z.w. hoe gaan det met u(?) bei jedem Gruß. Dann muss man auf die Schnelle mindestens antworten ohHallo thank you fine and you? Oder, um sich ein bisschen mehr originell anzuhören noch ein etwas längerer Text. Auch wenn es hier normal ist: ich grüße, und dann unterhalte ich mich, oder auch nicht. Aber im Vorbeigehen muss ich dann immer den Schritt verlangsamen um alle Worte zu schaffen. Ich mag das einfach nicht, komm mir so albern vor, diese Frage zu stellen ohne sie wirklich zu meinen. Habe einfach kein Ohr wenn ich mit drei schweren Einkaufstüten, dem Schlüssel im Mund und einem bockigen Henri oder einer kreischenden Rosa, die schon vor einer Stunde Mittag essen sollten, einfach nur kurz jemandem zunicke.

Heute in einer Woche spielen die Proteas gegen Simbabwe ein Tag Nacht spiel. Kricket meine ich. Ich erinnere: Proteaen, insbesondere die Kingprotea, ist die Nationalblume. Erwähnte ich schon mal im Zusammenhang mit Ike, die ich hier bei verschiedenen Anlässen mehrmals die Woche treffe). Daher der Name.

So ein Spiel kann sich über mehrere Tage hinziehen, mindestens aber 6 Stunden.

Bis vor ein paar Tagen dachte ich, Kricket sei das gleiche wie Krocket; das Spiel, wo man mit Holzhämmern Bälle durch kleine Tore schiebt, eine Art Minigolf also. Aber nein, es ist so was wie Brennball mit Schlägern wie Paddel. In Amerika nennt man das Baseball.

Na jedenfalls werden wir da hin gehen, aus Bildungsgründen und aus Geselligkeit. Um die Kricketfelder herum gibt es lauter kleine Hüten, die vermietet werden, und Leute veranstalten dann ihre Braais und machen alles mögliche, um dann ab und zu mal nach dem Spiel zu sehen. Wir werden uns mit einigen dort treffen und hoffentlich schön klönen. Kinder werden mitgenommen. Ich hoffe es ist nicht so, dass ich die ganze Zeit Rosa hinterherlaufen muss, dann gehe ich wieder. Aber es wurde uns versichert, dass es kindergerecht ist.

Ich sehe gerade die Fotos des letzten Eintrages und wollte die Bilder kommentieren: das eine ist von unserem letzten Ausflug in die Vredefortkuppel (ich erinnere, die Landschaft des herabgestürzten Meteoriten), bei dem wir uns etwas übernommen hatten. Nach dem wir den Berg hinter uns hatten und einen seichten Abstieg mit neuen Eindrücken vor Augen, hörte die Wegmarkierung auf und es ging nicht weiter. Mit ziemlich müden Kindern um die Mittagszeit herum mussten wir dann den langen Weg zurück und waren uns nicht mehr ganz sicher wo lang. Die letzten Wanderungen hatten uns wohl etwas übermütig werden lassen. Gut, dass uns das nicht in den Drakensbergen passiert ist, und wir noch mal eine kleine Lektion vor den richtigen Bergen erhalten haben. Aber als Belohnung, und weil es Sonnabend war, gab es abends 2 Filme („Asterix und Obelix“ und Onkel Donald Duck) und jede Menge Süßkram.

Das Schulhofbild: Beim Abholen der Kinder.

Da fast alle Kinder mit Autos abgeholt werden (die Kinder des Townships –Ikageng- werden mit den Bustaxis geholt und gebracht), gibt es eine Straße durchs Schulgelände mit Parkplätzen. Auch wenn es viele Fahrgemeinschaften gibt, ist das öfter rappelvoll da. Links und rechts der Straße sind Wiesen mit ein paar Bäumen und Bänken. Noa hat Di, Mi und Do, wenn Anu oder Ayo AGs haben, nach der Warteklasse 80 min Zeit, bis ich sie abhole. In der Zeit malt sie dann dort auf der Wiese mit Ayo oder liest oder bringt anderen Kindern deutsch bei.

Morgens bringt Modupe. Kurz bevor es losgeht, kommen die beiden zu uns, um Noa abzuholen und mit Rosa zu spielen oder ähnliches. Dann gibt’s ein fröhliches „Tschüssi“ und „ab die Post“ (nahezu akzentfrei), und mit Rosas reich verteilten Abschiedsküssen geht es dann in den Tag.

Sunday, September 10, 2006

Sonntag, 10. September 2006






Henris erstes Afrikaanses Wort. Beim Vorlesen fragt er: Papa, was heißt Blume auf Englisch? Der so Angesprochene antwortet wahrheitsgemäß: ‚flower.’ Henri daraufhin: ‚Nein, das heißt bloemiki.’ (also er hat blumiki gesagt, aber das schreibt man halt so, würde man es so schreiben wie es Henri gesagt hat, hieße es dann blümiki. Der Afrikaner und die Afrikanerin gebrauchen also wie unsere holländischen Nachbarn: g für ch [wie in ach Herrje, Herrjemine], oe für u; u für ü; y für eij; ui für öij. Klar könnten die’s auch einfacher haben, aber Sprache ist ja das Haus des Seins und da kann man allein mit ratio nicht einfach mal Umbauten machen, da sind auch viele liebgewordene Gewohnheiten bei. Auch kann man das manchmal gar nicht verstandesmäßig nachvollziehen, man muss es eher nachfühlen, ein Stück weit auch nachspüren…).

Freitag, 8.September.2006







Nach ein paar Tagen Unterbrechung werde ich heute mit dem Rugbyspiel fortfahren.

Sebastian ist durch das Intranet der Uni immer auf dem Laufenden, und wusste eben auch von den Rugbywettkämpfen. Nun ja, dachte ich, muss man sich ja auch mal ansehen. Vor allen Dingen, weil das Stadium nur 5 Fußminuten entfernt liegt, und man vorm Abendbrot noch ein Stündchen rüber gehen kann. Es war wirklich sehr beeindruckend. Sebastian konnte mir Dank Fikas Spieleinweisung und Wikipedia während des Spiels halbwegs erklären, worum es gerade geht. Vor unserer Nase hat sich z.B. einer dieser Menschenhaufen gebildet, zu denen die Spieler sich andauernd zusammenwerfen, um wem auch immer wie auch immer den Ball zu entreißen, da hat doch tatsächlich ein untenliegender Spieler einem der oberen herzhaft ins Bein gebissen (der sich vorher aber auch nicht gerade fein benommen hat). Das gab ein Gezeter, was darauf schließen lässt, das Beißen eher nicht zum Rugby gehört. (Nicht dass es mich gewundert hätte, wenn es dazu gehören würde…!). Wie die sich immer zu Boden reißen ist schon zum zusammenzucken. Aber sie scheinen mächtig Spaß dran zu haben und sind auch sehr gut trainiert. Die Spieler, sehr kompakt und eher quadratisch, können überraschend schnell rennen.

Wir standen in der 2. Halbzeit zwischen zwei Feldern. Auf einem haben sich nachfolgende Mannschaften warm gespielt, auf dem anderen war das offizielle Spiel. Als Rosa partout nicht mehr in der Kiepe sitzen wollte, habe ich sie laufen lassen. Prompt hat sie einen Rugby-Ball gefunden und hat Einmann Rugby gespielt. Es blieb unklar, wer gewonnen hat, sie oder der Ball. Aber sie hat eindeutig versucht, das gleiche wie die Spieler zu machen. Außerdem hat sie sich einen liegenden Betonfeiler ausgesucht, um auf allen vieren zu balancieren. Ich liebe es zu zusehen, wie sich die Kinder immer irgendwas suchen, wo sie zu tun haben, und mit Ausdauer und Konzentration üben.

Noa und Henri tummelten sich, scheinbar auch inspiriert von den Profis nebenan, und kämpften eine Art Judo. Da sie etwa gleichstark sind (Noa ist stärker aber rücksichtsvoller) und wissen, dass von uns keine Hilfe kommt, ist auch das recht amüsant anzuschauen.

Wir sind dann schon vor Abpfiff los, weil wir gegen sieben bei Modupe zum nigerianisch essen geladen waren. Es gab Fischstew mit Reis und es hat allen sehr lecker geschmeckt (Das ist ja nun wirklich nicht selbstverständlich). Bei ihnen ist es üblich, beim Essen fern zu sehen. Und zwar gut laut. Die Eltern sind noch bis Ende Oktober da. Sie sind mittlerweile eine feste Größe bei der ganzen Kinderbetreuung, da werden sie Modupe und uns ganz schön fehlen, auch weil der Großvater oft vorm haus sitzt und singt während Großmutter die Zöpfchen neu flicht.

Heute haben wir uns ein 3X3 Meter Plastepavillon gekauft. Ich habe mich zuerst dagegen gesträubt, weil diese Dinger so hässlich sind; aber es war das erschwinglichste, schnellste, und er passt in dieser Größe wirklich genau vor das Haus, die Nachbarn können bequem passieren und in die Fenster kommt trotzdem noch Licht, wir können vorm Haus sitzen.

Die Fotos von unserer Umgebung wirken nicht sehr einladend. Es kommen auch noch mehr. Als ich solche ähnlichen Fotos dieser Anlage noch in Berlin gesehen habe, bekam ich auch das kalte Grausen, aber es geht wirklich, und ich bin eigentlich anspruchsvoll! Die Wohnung wirkt schön luftig mit 3meter 80 Höhe. (Ich träume von Hochebenen im Kinderzimmer und Küche,… aber das lohnt sich glaube ich nicht).

Und die Wohnungstür ist immer offen, die Kinder fast immer draußen. Auf dem Beton lässt es sich gut Ball spielen…

Außerdem sind wir erstens ja jedes WE irgendwo herrlich unterwegs, und zweitens genieße ich es, dass wir so zentral wohnen. Die Stadt hat zwei Zentren. Zum einen die paar Straßenzüge voller Geschäfte, Malls und Busbahnhof und Stadtbibliothek, zum anderen Unigelände und die Straßen drum herum mit Kneipen, Restaurants, Kopierläden, Banken, undundund, letztgenannte ist unsere Gegend. Also auf Berlin umgerechnet, und angenommen wir würden in der Wörther 30 leben, darf man sich die Entfernungen folgendermaßen vorstellen: 1. zu den nächsten Kneipen und Geschäften: Kolle 66 und Wasserturm; 2. zum Rugby- und zum Cricket-Stadion: Sredzki Ecke Kollwitz; 3. zur Theologischen Fakultät (und zur Kirche): Wörther Ecke Husemann; 4. zur Uni-Bibliothek: Extra Schönhauser; 5. zum Fitnessstudio (Preise etwas günstiger als Swiss aber mit Schwimmbecken und Kinderbetreuung): Gugelhof; 6. zum Gemeindehaus: Shop 33 Wörther (na gut, „schöne Ecke“); 7. zum nächsten Schwimmbecken bei Ike im Garten: Wins Ecke Danziger.

Kaufhalle, Schule und Kindergarten erfahren wir mit dem Auto; Einkaufsmöglichkeiten gibt es aber auch fußläufig.

So, nun aber was zum Kindergarten. Soviel gibt’s da gar nicht zu schreiben. Ich habe ein gutes Gefühl. Henri war diese Woche jeden Tag von ca. 8 bis 12.30 Uhr da. Nach dem ersten Tag sagte Henri, es war gut, aber auch, dass er von nun ab niemals wieder dahin gehen würde. Er fand, mit dem einen Tag hat er seine Zuckertüte und Rucksack abgearbeitet.

Aber wir arbeiten uns vor, und er geht tapfer mit seinen Launen und Ängsten um.

Elsa sagte, sie sei überrascht, wie gut es geht. Er spielt mit den anderen und macht sein Ding, hat eine Blume mitgebastelt (Thema der Woche: Frühling), erzählt ihr manchmal was und sie sagt immer ja, obwohl sie nichts versteht, und das reicht ihm. Gehauen hat er anscheinend noch nicht, auch wenn er sich täglich beschwert, dass die Kinder ihn doch nach seinem Namen fragen und seine Nudeln SCHWARZ gefärbt haben um damit die Blumen zu schmücken.

Heute gab es Verkleidetag und weil Freitag war auch Süßigkeiten, Er ging, mal wieder, als Hai und hat sich sehr wohl und stark gefühlt. Am Freitag gibt’s in seinem Buch immer ein Blatt mit, auf dem steht, was alles gemacht wurde.

Fotos von den „Lehrerinnen“ Elsa (li: Henris Gruppe) und Louisa (re, Rosas Gruppe ca ab Januar), von ein Paar Räumen und dem Haus. Die vom Spielplatz sind nicht schön geworden, schicke ich später welch. Noch ein Bild mit Henri und Rucksack und Schultüte, als er sich nicht fotografieren lassen wollte.

In letzter Zeit habe ich wenig über Noa geschrieben, aber, wie Anna schon vermutete, ist das ein gutes Zeichen: Sie fuchst sich hier so gut ein. Neben den Kleinen Rangeleien mit Ano, die sich aber immer wieder rappeln, schließlich sind sie Nachbarinnen, geht es Ihr sehr gut und sie versteht es, sich das Leben schön zu machen. Heute war die ganze Klasse im Kino, die Vorfreude hat sie die halbe Woche beflügelt.

Neulich, beim Abschiedsbraai für Charity, einer Simbawe-stämmigen Britin, die in ein paar Tagen zurück nach Kent geht, hat sich Noa lange mit Olivia, ebenfalls Simbabwe, unterhalten. Seb und ich standen etwas entfernt und guckten uns nur an: was redet sie da die ganze Zeit ?????

Sie holt alles aus dem kleinen Wortschatz heraus, was geht. Dann entstehen so herrliche Stilblüten wie: „Can I withplay?“, darüber kann sie mittlerweile etwas lachen.

Wednesday, September 06, 2006

Beim Haarkapper


Ich war heuer beim Frisör. Nachdem ich zuerst bei einem ganz normalen (so im St. Buhmann-Stil, mit Schwarzkopf-Logo etc.) anfrug, dort aber spontan nichts zu machen war, bin ich zum Haarkapper 'unisex' gegangen. Das war ein Herr vielleicht Ende 40, wenig Zähne, vom Alkohol gezeichnet und mit Tätowierungen, wie man sie in der JVA austauscht (JVA heißt hier übrigens 'correctional service', newspeak ick hör dir trapsen!). Wir unterhielten uns ein wenig über Chinesen, Koreaner und dies und das, während er die Maschine schwang. Anschließend zahlte ich R 20,- und musste/durfte mich in ein Buch eintragen (Name, Tätigkeit, Unterschrift, wahrsch. ein Marketinggag). Als mich Uta sah, meinte sie, es fehle nur noch der Bart (sie meint wahrscheinlich den auch in Deutschland mal recht populären Mugabe-Bart, wer weiß. Als ich jedenfalls die Kinder abholte, meinte die sechsjährige Ayo: You look like an south african.

Für Eva II.

Außerdem sind die Fotos in anderer Reihenfolge als ich sie eingebe.
Der Weg zu unserem Haus am „Grillplatz“ vorbei, der aber,verständlicher Weise, nicht benutzt wird. dann am Zaun ud 3 der kleinen Wohnungen vorbei.(jenseits des Zauns die Zimmerhäuser) Das Bild mit Wiese ist vom anderen Ende von Dennepark hinterm Parkplatz.da läuft mann zu den Bäumen lang. Wäscheplatz, den Noa auch für Tennis benutzt.(Hinter der Mauer wieder die EInfahrt.)



Für Eva I.


Ich habe noch nicht rausbekommen, ob ich die Fotos direkt beschriften kann, Soko und Thomas, gibt’s da einen Trick?
Eva hat sich genaue Fotos gewünscht von unserer nächsten Umgebung. Also, hier, so gut es geht:
Dennepark heißt Tannenpark. Früher standen hier überall Riesentannen rum, aber weil es im Sommer all abendlich für 10 Minuten deftige Gewitter gibt (das neulich nach Henris Geburtstag war wohl eher lasch), die dauernd die Hälften der gespaltenen Bäume auf die Häuser fallen lassen, hat man alle Tannen abgeholzt.

Der weiße Zaun umzäunt ganz Dennepark, ein Gästehausareal von der Uni. Unser Teil hat 11 Wohnungen (kleine Giebel: sichtbar von links: 1. Ingo und Kathrin, 2.Karen, eine Iren, 3. Wir, 4. Modupe), der andere Teil hat ca 200 einzelne Zimmer. (die großen Giebel) unser Teil hat nur Beton, der andere ist zwischen den Häusern grün und hat sogar 2 Bäume und den großen Parkplatz. Die beiden Teile sind durch den Zaun getrennt,
Hier die Auffahrt zu Dennepark, das Haus mit der Waschküche, hinter diesem Haus der Wäscheplatz




Sonntag, 3.September 2006

Gespräche zum Thema Apartheid: Als wir letzten Sonntag beim Braai auf At Lamprechts Farm waren, neben At und Huibre waren auch Henni und Roelin da, kam das Thema auf DDR und Südafrika-Ähnlichkeit, von wegen aufgehobener Trennung, verschiedene Gesellschaften treffen aufeinander etc., und ich fragte, ob sie meinen, dass das Ende der Apartheid eher zufällig mit dem Ende des kalten Krieges einherging oder nicht. Neben dem Aspekt, dass mit dem Ende des kalten Krieges Südafrika noch stärker in den Fokus der Weltöffentlichkeit geriet, noch ein weiterer Konnex. Roelin erklärte, dass sie sich auch manchmal frage, wie sie damals so drauf sein konnten, und meinte, das ein wichtiger Aspekt dabei war, dass inbesondere der ANC als größte schwarze Organisation ein kommunistisches Südafrika als Ziel ihrer politischen Bemühungen angab, der ANC wurde wohl auch von der SU unterstützt. (Kurz-Recherche bei Google legt nahe, dass das vorwiegend über Mozambique und Angola geschah). Somit war ein Kampf gegen den ANC und gegen die politische Gleichbe-rechtigung immer auch ein Kampf gegen den Kommunismus. Auch die Kirchen hätten diesen Aspekt stark betont. Nach dem Ende des kalten Krieges waren auch die kommunistischen Stimmen im ANC leiser geworden, und die Weißen mussten sich fragen: Wenn sie nicht mehr für Kommunismus sind, weshalb müssen wir sie dann eigentlich bekämpfen…

Tuesday, September 05, 2006

Sonntag, 3.September 2006

Freitag, 1. September 2006





Die Ereignisse überschlagen sich, sodass ich alle Hoffnung aufgeben muss, alles festhalten zu können.
Ich merke, wie sehr wir innerlich eigentlich auf Herbst getrimmt sind, obwohl wir ja wissen, dass wir hier in den Winter gekommen sind, und somit die nächste Jahreszeit wohl der Frühling sein wird.
Es gibt ein Brimborium in der Stadt, in der Schule war heute civies day, das heißt, alle Kinder durften heute in Zivil kommen und sie hatten sehr lange Pausen (aber dazu gehören auch 5 Rand: wenn ein Kind seine Uniform nicht anhat, muss es 5 Rand in einen Topf bezahlen, der am Ende des Jahres zugunsten einer Spende geleert wird).Gestern Abend gab’s ein Feuerwerk auf einem frisch aufgebauten Rummelplatz (3 Tage lang ist da Springshow), der drei Tage die Stadt dominiert.

Als dann auch noch viel mehr Betrieb hier im Dennepark (heute auch die Auflösung zu diesem Namen gehört) war und Huibré mir eine riesige Luftballonblume vorbei brachte, dämmerte es mir: der 1. September, Frühling zieht ein! Aber wie schon erwähnt, irritiert mich das sehr. Meine innere Uhr erwartet Herbst, und wenn ich dreimal auf der Südhalbkugel bin.
Heute habe ich den Vormittag mit Roelin im Cafe verbracht. Das war wunderbar! Aufschlussreich und kurzweilig, ich habe es sehr genossen mit Ihr zu klönen, und bin beeindruckt, was sie alles schon gemacht hat. Sie ist „IT-Philosophin“, lehrt an der Uni, ihre Tochter Rika ist 2 Tage jünger als Rosa. Ihr Mann Hennie ist auch Theologe und an der Uni beschäftigt.

Friday, September 01, 2006

Mittwoch, 30. Aug. 2006







Ihr aufmerksamen Leser werdet Euch noch an meine Eintragung vom 23.7., letzter Absatz erinnern (der ist mittlerweile im Archiv, wenn Ihr „August...“ anklickt, sind wieder alle Tage lesbar). Nun ratet doch mal, was für einen Beruf der Mann aus Hannover hatte, der gestern Abend bei Rotwein an unserem Küchentisch saß, nach dem er in der Schule meine Telefonnummer bekam, um sich bei uns Tipps für die Vorbereitungen eines Aufenthaltes mit Familie zu bekommen, während dem er in eben diesem seinem Fachgebiet Projekte betreuen wird???

Herzlichen Dank und Preis dafür, wer auch immer sich meine Bitte zu Herzen genommen hat.

Kleiner Hinweis: Wir haben gestern Abend auch erfahren, dass erst vor kurzem der Tütenpfand in den Läden eingeführt wurde, was schon eine merkbare Verbesserung gebracht hat, aber dass auch in Deutschland hin und her diskutiert wird, ob wieder mehr Müll verbrannt und weniger getrennt werden soll, aber unser Fachmann plädiert eindeutig fürs Trennen („Das System funktioniert.“). Mittlerweile gibt es hier auch Projekte zur Mülltrennung in der Entwicklungsphase.

Ab Montag wird Henri in den Dippe Dap Kindergarten gehen. Seine Erzieherin heißt Elsa und ist eine sehr geduldige, liebenswürdige ältere Frau. Leider hat Henri sie total abblitzen lassen. Ich habe ganz schön Schiss vor dem Drama Montag. Na vielleicht bleibt es ja aus. Wir zelebrieren den Kitaanfang wie Einschulung. Gestern einen Rucksack gekauft, und jeden Tag rede ich mit Henri darüber, wie es sein wird, in die Kita zu gehen. Geplant ist folgendes: sobald ich ihn gebracht habe und wir uns verabschiedet haben, kann er erst mal mit seinen mitgebrachten Essensresten Tiere füttern gehen. Bis auf Weiteres wird er Mittagskind sein. Er selbst hat gesagt, dass er Kinder, die ihn nach seinem Namen fragen, hauen wird. Auf meine Frage, was sie denn dann sagen oder fragen dürfen, meinte er, sie können ja fragen, was er in seinem Rucksack hat:

Da sind z.Z. ca. 400g ungekochte Nudeln drin (die Tüte war mir beim Einkauf kaputt gegangen, und ich hatte den Inhalt schnell in den Rucksack gefüllt), und er möchte jedem Kind eine geben.

In manchen Bereichen des südafrikanischen Alltags fühlt man sich sehr an die siebziger/achtziger Jahre erinnert. Datenschutz gibt’s noch so gut wie nicht. Arbeit ist noch nicht so eine höchst effiziente, spontane, flatterige Sache (was durchaus angenehm ist). Alles geht hier etwas ruhiger. Morgens geht alles früher los. Da trifft man sich eben schon um 8.30 im Café zum Frühstück. Es gibt sehr viel mehr Arbeitskräfte. Im pick’n pay gibt’s sehr viel Angestellte, da unterhalte ich mich eigentlich jedes Mal über irgendetwas mit irgendjemandem. Sei es, sie erklären mir, welche Passionsfrüchte reif sind und wie man sie verwenden kann, Wie es in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg jetzt aussieht, worldcup wird erörtert natürlich, die Art, wie ich Rosa auf dem Rücken trage (werde ich sehr oft von Schwarz und weiß, Männern und Frauen angesprochen) neulich: „I never saw one of you guys doing it that way“ oder so ähnlich. Interessant dabei war das one of you guys, damit meint der Junge uns Weiße. Ich registriere den Umgang der verschieden Gruppen hier, und genieße meine Narrenfreiheit als Ausländerin. Wie der (weiße) Automechaniker mit meinem (schwarzen) Nachbarn Abraham umgeht, (dem ich die Stoßstange zerbeult habe), wie die Abwiegerin in der schon erwähnten Kaufhalle mich mit welcome my dear begrüßt, wenn ich morning Ma’m rufe (resp. Seb den Tankwart mit Sir anspricht). Dass Noa in der Klasse einem Weißen Mädchen zugeteilt wird, wie manche Schwarze Klappe dicht machen, wenn ich vorbei gehe oder sie etwas frage, und wie die Weißen über ihre Haushaltshilfen sprechen, und sich mehr oder weniger umeinander kümmern oder miteinander umgehen. Letztendlich ist es so wie überall, es gibt jede Fasson überall, aber es ist sehr spannend.…

Manchmal habe ich Angst, dass es hier irgendwann noch mal eskaliert, nach Mandela z.B., weil der Unterschied und die Lebensweise so gravierend sind, und weil zu spüren ist, dass Freiheit einfach noch nicht gleichmäßig verteilt ist. Dann sehe ich aber wiederum so viele tolle Projekte und die engagierte Suche nach einer gemeinsamen Identität, sodass ich die Leute dieses Landes bewundere und sehr zuversichtlich bin, dass sie die Kurve kriegen.

Bei allem bin ich mir bewusst, welchen winzig winzig kleinen, wahrscheinlich nicht sehr repräsentativen, Ausschnitt ich bisher mitbekommen habe, aber ich habe einfach alle meine Sensoren ausgefahren.

Aber so wie ich mich in Berlin und Deutschland mit den Jahren immer wohler fühlte, je internationaler es geworden ist (90 habe ich mich nach dem Finale aus dem Wohnzimmerfenster Schönhauser Ecke Bornholmer gelehnt und Buh gerufen, 2006 muss ich meine weinende Tochter nach dem verlorenen Halbfinale trösten), so sehr denke ich, dass manches hier von außen rein gebracht werden kann, wo die Leute innerhalb des Landes in ihren Mustern fest stecken. Ich muss öfter an Gill denken, die Centermanagerin vom Landmarkbüro in Frankfurt, die Südafrikanerin ist und in sehr leichter, treffender Weise uns Deutschen nicht nur einen Spiegel vorhalten kann, vielmehr klar macht, aufzuhören, aus der Vergangenheit zu reagieren. Der Abstand verbunden mit der Erfahrung, selber aus einem ehemals geteilten Land mit dunkler Vergangenheit zu kommen, ist, nun ja, kraftvoll. Ist das verständlich ausgedrückt?

Henri spricht in den letzten Tagen viel von Berlin, er will wieder Holzfußboden haben, findet gutes Wetter sowieso doof, als wir von Dippedap losfuhren meinte er, er will lieber wieder zu Christine (! - Verarschen lass ich mich nicht, so sehr wie ich ihn dort hin ziehen musste!) und hat seine Feuerwehr für Kira verpackt. „Mama, ich will wieder bei Berlin wohnen.“ Sagt er mit seinen heruntergezogenen Augenbrauen. Will sein Hochbett, und neulich hat er tatsächlich von seinen Freunden Lukas und Julian gesprochen.

Wo wir gerade bei Henri sind, hier die letzten Schoten:

Seb und Henri sind zum Auto gegangen um irgendwas zu reparieren und Henri trug die Eddingstifte, die dazu gebraucht wurden. Als Seb die einforderte, protestierte Henri und meinte, er wolle sie dann aber zurück, weil er auf das Auto ganz groß ‚Onkel Donald’ raufschreiben will, das brachte Sebs neu entfachter Liebe einen ganz schönen Schock. Er benutzt schon yes und now und fragt nach allen möglichen Begriffen. Neulich rennt er wütend durch die Küche und ruft „I don´t know!“ und meinte damit aber „ich will aber nicht!“; außerdem benutz er das hübsche Wort ertöten. Mit seinem Charme, den er meisterlich beherrscht, erklärt er mir dann, auf welche Weise er heute gedenkt, Meggie (Manjas Katze) zu ertöten. Oder diverse Käfer: „So, guck mal, den habe ich jetzt ertötet!“ (Subtitel: siehste)

Die Photos vom Wasser sind von unserm letzten Wochenendausflug, wir waren in Parys, haben aber nicht so richtig was zum Wandern gefunden, deshalb leicht frustriert. Aber wir haben jetzt unser Urlaubsquartier gebucht. Auf Empfehlung von Steffen aus Durban (unserm ehemaligen Nachbarn) und nach Rücksprache mit Gustav (einem ehemaligen Gemeindeglied meines Kollegen Frits [Prof. Frits de Wet], der mir dessen Nummer gab. Gustav ist deutschstämmig und leitend in einer Tourismusbehörde in Nord-Natal, man nennt ihn wohl den weißen Zulu, weil er sehr gut Zulu spricht und sich auch sonst so benimmt. Ihn jedenfalls hatte ich angerufen, und er hat es auch empfohlen. Wir haben ein Quartier mit separatem Bad gebucht, für Kinder kost’s die Hälfte, Rosa gar für lau.) fahren wir für eine Woche in die Inkosana-Lodge in den Drakensbergen. Und dann heißt’s stramm gewandert. (Vielleicht habe ich Glück und mein Rücken spielt mit, dann habe ich herrliche Schmerzen, liebe Bergkameraden!)