




Ihr aufmerksamen Leser werdet Euch noch an meine Eintragung vom 23.7., letzter Absatz erinnern (der ist mittlerweile im Archiv, wenn Ihr „August...“ anklickt, sind wieder alle Tage lesbar). Nun ratet doch mal, was für einen Beruf der Mann aus Hannover hatte, der gestern Abend bei Rotwein an unserem Küchentisch saß, nach dem er in der Schule meine Telefonnummer bekam, um sich bei uns Tipps für die Vorbereitungen eines Aufenthaltes mit Familie zu bekommen, während dem er in eben diesem seinem Fachgebiet Projekte betreuen wird???
Herzlichen Dank und Preis dafür, wer auch immer sich meine Bitte zu Herzen genommen hat.
Kleiner Hinweis: Wir haben gestern Abend auch erfahren, dass erst vor kurzem der Tütenpfand in den Läden eingeführt wurde, was schon eine merkbare Verbesserung gebracht hat, aber dass auch in Deutschland hin und her diskutiert wird, ob wieder mehr Müll verbrannt und weniger getrennt werden soll, aber unser Fachmann plädiert eindeutig fürs Trennen („Das System funktioniert.“). Mittlerweile gibt es hier auch Projekte zur Mülltrennung in der Entwicklungsphase.
Ab Montag wird Henri in den Dippe Dap Kindergarten gehen. Seine Erzieherin heißt Elsa und ist eine sehr geduldige, liebenswürdige ältere Frau. Leider hat Henri sie total abblitzen lassen. Ich habe ganz schön Schiss vor dem Drama Montag. Na vielleicht bleibt es ja aus. Wir zelebrieren den Kitaanfang wie Einschulung. Gestern einen Rucksack gekauft, und jeden Tag rede ich mit Henri darüber, wie es sein wird, in die Kita zu gehen. Geplant ist folgendes: sobald ich ihn gebracht habe und wir uns verabschiedet haben, kann er erst mal mit seinen mitgebrachten Essensresten Tiere füttern gehen. Bis auf Weiteres wird er Mittagskind sein. Er selbst hat gesagt, dass er Kinder, die ihn nach seinem Namen fragen, hauen wird. Auf meine Frage, was sie denn dann sagen oder fragen dürfen, meinte er, sie können ja fragen, was er in seinem Rucksack hat:
Da sind z.Z. ca. 400g ungekochte Nudeln drin (die Tüte war mir beim Einkauf kaputt gegangen, und ich hatte den Inhalt schnell in den Rucksack gefüllt), und er möchte jedem Kind eine geben.
Manchmal habe ich Angst, dass es hier irgendwann noch mal eskaliert, nach Mandela z.B., weil der Unterschied und die Lebensweise so gravierend sind, und weil zu spüren ist, dass Freiheit einfach noch nicht gleichmäßig verteilt ist. Dann sehe ich aber wiederum so viele tolle Projekte und die engagierte Suche nach einer gemeinsamen Identität, sodass ich die Leute dieses Landes bewundere und sehr zuversichtlich bin, dass sie die Kurve kriegen.
Bei allem bin ich mir bewusst, welchen winzig winzig kleinen, wahrscheinlich nicht sehr repräsentativen, Ausschnitt ich bisher mitbekommen habe, aber ich habe einfach alle meine Sensoren ausgefahren.
Aber so wie ich mich in Berlin und Deutschland mit den Jahren immer wohler fühlte, je internationaler es geworden ist (90 habe ich mich nach dem Finale aus dem Wohnzimmerfenster Schönhauser Ecke Bornholmer gelehnt und Buh gerufen, 2006 muss ich meine weinende Tochter nach dem verlorenen Halbfinale trösten), so sehr denke ich, dass manches hier von außen rein gebracht werden kann, wo die Leute innerhalb des Landes in ihren Mustern fest stecken. Ich muss öfter an Gill denken, die Centermanagerin vom Landmarkbüro in Frankfurt, die Südafrikanerin ist und in sehr leichter, treffender Weise uns Deutschen nicht nur einen Spiegel vorhalten kann, vielmehr klar macht, aufzuhören, aus der Vergangenheit zu reagieren. Der Abstand verbunden mit der Erfahrung, selber aus einem ehemals geteilten Land mit dunkler Vergangenheit zu kommen, ist, nun ja, kraftvoll. Ist das verständlich ausgedrückt?
Wo wir gerade bei Henri sind, hier die letzten Schoten:
Seb und Henri sind zum Auto gegangen um irgendwas zu reparieren und Henri trug die Eddingstifte, die dazu gebraucht wurden. Als Seb die einforderte, protestierte Henri und meinte, er wolle sie dann aber zurück, weil er auf das Auto ganz groß ‚Onkel Donald’ raufschreiben will, das brachte Sebs neu entfachter Liebe einen ganz schönen Schock. Er benutzt schon yes und now und fragt nach allen möglichen Begriffen. Neulich rennt er wütend durch die Küche und ruft „I don´t know!“ und meinte damit aber „ich will aber nicht!“; außerdem benutz er das hübsche Wort ertöten. Mit seinem Charme, den er meisterlich beherrscht, erklärt er mir dann, auf welche Weise er heute gedenkt, Meggie (Manjas Katze) zu ertöten. Oder diverse Käfer: „So, guck mal, den habe ich jetzt ertötet!“ (Subtitel: siehste)
Die Photos vom Wasser sind von unserm letzten Wochenendausflug, wir waren in Parys, haben aber nicht so richtig was zum Wandern gefunden, deshalb leicht frustriert. Aber wir haben jetzt unser Urlaubsquartier gebucht. Auf Empfehlung von Steffen aus Durban (unserm ehemaligen Nachbarn) und nach Rücksprache mit Gustav (einem ehemaligen Gemeindeglied meines Kollegen Frits [Prof. Frits de Wet], der mir dessen Nummer gab. Gustav ist deutschstämmig und leitend in einer Tourismusbehörde in Nord-Natal, man nennt ihn wohl den weißen Zulu, weil er sehr gut Zulu spricht und sich auch sonst so benimmt. Ihn jedenfalls hatte ich angerufen, und er hat es auch empfohlen. Wir haben ein Quartier mit separatem Bad gebucht, für Kinder kost’s die Hälfte, Rosa gar für lau.) fahren wir für eine Woche in die Inkosana-Lodge in den Drakensbergen. Und dann heißt’s stramm gewandert. (Vielleicht habe ich Glück und mein Rücken spielt mit, dann habe ich herrliche Schmerzen, liebe Bergkameraden!)
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