Wie unser mobiles Zuhause fuer 24 Stunden von außen aussieht, seht ihr ja selbst, von innen: so ungefaehr Regionalzugniveau, bisschen unbequemere Sitze, aber okay.
Das Tempo war so, dass man wirklich jedes Bluemchen am Bahndamm genau begucken konnte, ziemlich oft haette man es auch noch pfluecken koennen... Also, wir hatten ja keine Eile, aber leider liess das Tempo besonders gegen Ende der Fahrt nach, also in der Mittagshitze, und deshalb gab es dann auch kaum noch abkuehlenden Fahrtwind. Gruende fuer die Pausen bzw. das Schleichtempo waren fuer mich nicht so richtig ersichtlich, moeglicherweise ist das Schienennetz etwas angeschlagen.
Im so einem Zug arbeiten schaetzungsweise 30 - 40 Leute: 10 Schaffner, 10 Afri-Guard-Personen- oder was auch immer - Schuetzer, 10 Leute von der Bahn mit gestreiften T-Shirts, die saubermachen (aber nur in den ersten Stunden, wenn es sowieso noch sauber ist, danach sind sie dann wohl ein bisschen muede und stehen herum und machen freundliche Konversation) und noch eine Menge Kellner und Koeche, die mobilen Eis- oder Weintraubenverkaeufer mal noch nicht mitgerechnet.
Wir hatten ja eigentlich genug Platz, aber ausgerechnet in unserem Wagen etablierte sich dann die grosse, laute Party mit einer wechselnden Besetzung von ca. 12 Leuten mit vielen, vielen Bierbuechsen, die zunehmend unertraeglich wurde. Alle anderen guckten genervt, aber gesagt hat keiner was, wir natuerlich auch nicht...
Kurz vor Mitternacht bin ich dann mal in den Nachbarwagen: der war mucksmaeuschenstill, und weil da noch Plaetze frei waren, sind wir umgezogen.
Richtig schlafen konnte ich in die Sitze eingequetscht allerdings immer noch nicht, und da war dann auch der Moment, wo ich die ganze Unternehmung ziemlich bescheuert fand, aber:
Morgens kurz vor sechs, als ich als einzige im Wagen wach war und dann einen zartvioletten Sonnenaufgang ueber der Wueste kurz vor Beau Fort West erleben durfte, war wieder alles wunderbar, ehrlich!
Am naechsten Bahnhof stand dann neben uns der Rovos-Train, einer der beiden hiesigen Luxuszuege, und ich war gar nicht neidisch.
Was aber etwas vorschnell war, der haertere Teil der Reise war dann doch die Zeit bis 15.30 bei der Ankunft, einfach wegen der Hitze.
Die Landschaften waren absolut sehenswert, sowohl die Wuesten als auch das Kap mit den Weinbergen bzw. hier ja eher den Weinfeldern.
Mal noch was zum Publikum im Zug: abgesehen von der komischen Partyclique alle Generationen und alle Farben ausser weiss (waren wir wirklich die einzigen...) ausgesprochen freundlich, gelassen und familiaer. Soviel schwarzafrikanisches Familienleben haetten wir sonst nirgendwann erlebt. Unsicher haben wir uns auch keinen Moment lang gefuehlt, was aber eher an der Gesamtatmosphaere als an den amtlichen Sicherheitsleuten gelegen hat...
Insgesamt kann ich also Shosholoza Meyl reinen Herzens empfehlen: je nach Temperament, Finanzen und Menschenfreundlichkeit wie wir im Grossraumabteil fuer 11 Euro (!) oder an 4 Tagen in der Woche im eigenen Sleeperabteil fuer etwas mehr Geld.
Ich hab mich nicht so richtig getraut, in den Wagen hinein zu fotografieren, aber von den Landschaften schicke ich aus Deutschland noch ein paar Fotos nach.
Zu Cape Town: Bei Debbie in der Avo Tree Villa ist es sehr nett, etwas gewoehnungsbeduerftig ist uns allerdings das Klo im Zimmer, also: direkt im Zimmer, hinter einem Wandschirm.
Den Tafelberg habe wir im tiefsten Nebel befahren (mit der Seilbahn, aber ich hatte meine Wanderschuhe wenigstens angezogen, um so zu tun als ob...) und oben die Aufklarung erlebt, ganz grossartig. Oben haben wir ein bisschen small talk mit zwei deutschen Handelsmatrosen gehalten.
Ueberhaupt scheint mir hier die am zweithaeufigsten nach Englisch gesprochene Sprache Deutsch zu sein, ganz offensichtlich meistens in dem Bewusstsein, nicht verstanden zu werden, au weia, liebe Landsleute...!
Den weiteren Tag haben wir im Kirstenbosch Botanical Garden verbracht, ein sehr schoenes Anwesen direkt am Tafelberg, womit natuerlich keiner der anderen botanischen Gaerten mithalten kann, die ich so kenne. Muesst ihr unbedingt auch mal hin, wobei ich mir nicht vorstellen kann, wie ihr dort Henri vom Pfluecken abhalten koenntet...
Touren nach Robben Island sind hier schwer ausgebucht, wir haben nur noch eine fuer Donnerstag, unseren Abreisetag, bekommen. Bis dahin fahren wir ein bisschen in der Landschaft herum.
1 comment:
Hallo. Du großartige Reisebericht-
erstatterin, liebe Anna - habe Dir eine kurze mail geschickt - nichts besonderes. Ich freue mich schon auf dich, lG moni
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