Followers

Sunday, February 11, 2007

Gottesdienst in Ikageng


Nach einem halben Jahr sind waren wir letzten Sonntag (also bevor's etwas ungemütlich wurde) auch endlich mal in Ikageng zum Gottesdienst.

Nachdem am Sonnabend die Babyshower für Kathrin und Ingo war. Dieser Brauch ist eine (Überraschungs-) Party für die werdende Mutter, zu der es eine Menge Geschenke und Essen gibt und, bei so engagierten Vorbereiterinnen wie Manja (und ein bischen Ich) auch Programm. Wir haben Katjuscha gesungen (Text in lateinischen Buchstaben) und jede Menge Frommes. Die Mädchen haben sich eine eigene Show ausgedacht (wirklich cool!) Und zum Schluss noch das übliche Volleyball samstags 4 Uhr.

Ich habe Barbara angerufen um nach einem englischsprachigen Gottesdienst in Ikageng zu fragen. Gibt’s zwar nicht, aber nachdem wir vereinbart haben, dass wir Bs Mutter Anna, die Lehrerin, mitnehmen in ihre Kirche weil B Dienst hat (Polizistin) und wir danach die beiden Mächen Nthabiseng und Neo zu uns nehmen, hat Anna noch den Pastor angerufen um uns anzukündigen.

Gesagt getan.

Das war ein Gottesdienst, der uns allen gefallen hat. Und der ging 2,5 Stunden!! Ein Glück wußten wir das nicht vorher. Und das verrückte war, das alle Kinder sich pieckobello benommen haben. Rosa hat die meiste Zeit geschlafen. Henri war der reinste Engel, nicht zuletzt vielleicht auch weil wir kurzerhand den Guckitag von Sonnabend auf Sonntag geswitcht haben, nachdem er uns die letzten drei Sonntagvormittage versaut hat. Klappt der Vormittag mit ihm, klappt der Nachmittag mit uns ... hört sich ein bisschen gemein an, ne?

Ich weiß gerade nicht so recht, wie ich den Kern vermitteln kann. Leider gibt’s keine Tonaufnahmen per blogg. Folgendes wäre zu erwähnen:

Es ist eine unierte reformierte Kirche. Das heißt eine ehemalige nederduits gereformeerde (die quasi Staatskirche bis 1994) ist nach Apartheidszeiten uniert geworden, um die Vereinigung aller (schwarzen und weißen) Gemeinden voranzubringen (m.E. geht es auch um eine Vereinigung der einzelnen reformierten Denominationen, also der nederduits-[ge]reformeerden, der hervormden und der gereformeerden kerk. Lustigerweise heißen die in englisch schlicht reformed).

Das hast du aber gut erklärt, Sebastian! Ich frage manchmal halbherzig nach, was bei denen den der Unterschied ist (mir die Namen zu merken gelingt mit noch weniger), aber es rutscht immer sofort aus dem anderen Ohr wieder raus.

Nachwievor ist diese Gemeinde ausschließich schwarz, aber das ist sehr nachvollziehbar der Regionalität und Sprache halber.

Neo nennt die Kirche einfach Mokoko, Hühnchen, weil ein Wetterhahn auf dem Turm sitzt.

Wir kamen an, und die Sonntagsschule tagte schon. Sie sangen und tanzten in den Reihen dazu. Mädchen und Jungen vom Vorschul- bis zum Teenageralter. Manche der Jungen zwar verlegen grinsend aber deswegen nicht leiser.

In den Schwarzen Gemeinden war es früher üblich, dass die verheirateten und älteren Frauen einheitlich gekleidet sind. Viele machen das heute noch. In diesem Falle ganz in Schwarz mit großem weißen Kragen. Das wirkt wie eine Mischung aus Schuluniform und Nonnentracht. Sehr würdevoll, neben dem Kichenvorstand haben die Damen damit gleich eine Art Lobby. Sehr präsent. Sitzen auch alle beieinander. (Es ist aber auch zu merken, dass manche das gar nicht mögen: zwischen den schwarzweißen sitzen leuchtet dann und wann ein buntes Kleid mit prächtigem Hut)

Die Musik ist was Genaues! Eingangs gab's ein Lied was sich ganz stark nach einer Adaptation von Großer Gott wir loben dich anhörte.

Ein paar Takte singt eine Stimme irgendwo in der Kirche, dann setzen alle ein und wohltönende SopranAltTenorBaßstimmen füllen die Kirche, begleitet einzig vom Klopfen auf die Gesangbücher und einer Art Glocke/Triangel/Schelle.

Seb meinte, dass man sich gut vorstellen kann, wie sich die Leute dort Kraft für die triste Woche holen. Natürlich wird dazu mehr oder weniger ausgelassen, aber auf jeden Fall fröhlichst, getanzt. Einfach ein Schmaus für Augen und Ohren.

Nach ein paar Liedern kommt dann der Prediger auf die Kanzel. Der sympathische Chorleiter hatte seine liebe Not, für uns zu übersetzen (er fing auf Afrikaans an, bis Anna ihm steckte, dass wir das auch nicht verstehen würden).

Der Pastor war so im Schwung, dass er keine Zeit fürs übersetzten ließ und den Übersetzter auch meistens übertönte. Aber ein paar Wörter schwappten doch zu uns rübr: es ging jedenfalls um Moses und dem Pharao und wer wen großzog. Aber das tat der guten Stimmung des Chorleiters keinen Abbruch, er übersetzte einfach so gut es ging.

Nachdem der Gottesdienst schon eine Stunde lief, war die Kirche dann auch gefüllt.

Was spezielles nach der Predigt war das Kollekte sammeln. Das war eine einstündige Zeremonie. Nach Gruppen geordnet: Kinder, Frauen, Männer, alte Frauen, Frauen deren Mann zuhause geblieben ist, und noch zwei drei andere Konstellationen, tanzen zu besagten Gesängen nach vorn, um auf den Tisch, an dem der Kirchvorstand sitzt, Geld abzulegen. Es wird immer gleich gezählt und in ein Heft notiert. Zwischen den einzelnen Gruppen gibt’s eine Einlage von Chorleiter und Kirchenältesten, an deren Schluss die nächste Gruppe angesagt wird.

Dazu muss gesagt werden, dass es eigentlich keine Hauptamtlichen gibt, da das Gehalt in den schwarzen Kirchen so gering ist, dass alle Pfarrer noch andere Jobs haben (einer der Gründe, weshalb viele Kirchen noch nicht vereint sind, denn weiße Pfarrer haben ihr Auskommen, wenn wohl auch nicht üppig).

Zum Ende hin näherten sich Henri und Rosa auch den anderen Kindern (für manche dort sind weiße Kinder ungewohnt und werden neugierig betrachtet) und Gayle mit ihrem Fotoapparat hatte unter den ca 6 jahrigen ein paar Charmeure.

No comments: