




Nach ein paar Tagen Unterbrechung werde ich heute mit dem Rugbyspiel fortfahren.
Sebastian ist durch das Intranet der Uni immer auf dem Laufenden, und wusste eben auch von den Rugbywettkämpfen. Nun ja, dachte ich, muss man sich ja auch mal ansehen. Vor allen Dingen, weil das Stadium nur 5 Fußminuten entfernt liegt, und man vorm Abendbrot noch ein Stündchen rüber gehen kann. Es war wirklich sehr beeindruckend. Sebastian konnte mir Dank Fikas Spieleinweisung und Wikipedia während des Spiels halbwegs erklären, worum es gerade geht. Vor unserer Nase hat sich z.B. einer dieser Menschenhaufen gebildet, zu denen die Spieler sich andauernd zusammenwerfen, um wem auch immer wie auch immer den Ball zu entreißen, da hat doch tatsächlich ein untenliegender Spieler einem der oberen herzhaft ins Bein gebissen (der sich vorher aber auch nicht gerade fein benommen hat). Das gab ein Gezeter, was darauf schließen lässt, das Beißen eher nicht zum Rugby gehört. (Nicht dass es mich gewundert hätte, wenn es dazu gehören würde…!). Wie die sich immer zu Boden reißen ist schon zum zusammenzucken. Aber sie scheinen mächtig Spaß dran zu haben und sind auch sehr gut trainiert. Die Spieler, sehr kompakt und eher quadratisch, können überraschend schnell rennen.
Wir standen in der 2. Halbzeit zwischen zwei Feldern. Auf einem haben sich nachfolgende Mannschaften warm gespielt, auf dem anderen war das offizielle Spiel. Als Rosa partout nicht mehr in der Kiepe sitzen wollte, habe ich sie laufen lassen. Prompt hat sie einen Rugby-Ball gefunden und hat Einmann Rugby gespielt. Es blieb unklar, wer gewonnen hat, sie oder der Ball. Aber sie hat eindeutig versucht, das gleiche wie die Spieler zu machen. Außerdem hat sie sich einen liegenden Betonfeiler ausgesucht, um auf allen vieren zu balancieren. Ich liebe es zu zusehen, wie sich die Kinder immer irgendwas suchen, wo sie zu tun haben, und mit Ausdauer und Konzentration üben.
Noa und Henri tummelten sich, scheinbar auch inspiriert von den Profis nebenan, und kämpften eine Art Judo. Da sie etwa gleichstark sind (Noa ist stärker aber rücksichtsvoller) und wissen, dass von uns keine Hilfe kommt, ist auch das recht amüsant anzuschauen.
Und die Wohnungstür ist immer offen, die Kinder fast immer draußen. Auf dem Beton lässt es sich gut Ball spielen…
Außerdem sind wir erstens ja jedes WE irgendwo herrlich unterwegs, und zweitens genieße ich es, dass wir so zentral wohnen. Die Stadt hat zwei Zentren. Zum einen die paar Straßenzüge voller Geschäfte, Malls und Busbahnhof und Stadtbibliothek, zum anderen Unigelände und die Straßen drum herum mit Kneipen, Restaurants, Kopierläden, Banken, undundund, letztgenannte ist unsere Gegend. Also auf Berlin umgerechnet, und angenommen wir würden in der Wörther 30 leben, darf man sich die Entfernungen folgendermaßen vorstellen: 1. zu den nächsten Kneipen und Geschäften: Kolle 66 und Wasserturm; 2. zum Rugby- und zum Cricket-Stadion: Sredzki Ecke Kollwitz; 3. zur Theologischen Fakultät (und zur Kirche): Wörther Ecke Husemann; 4. zur Uni-Bibliothek: Extra Schönhauser; 5. zum Fitnessstudio (Preise etwas günstiger als Swiss aber mit Schwimmbecken und Kinderbetreuung): Gugelhof; 6. zum Gemeindehaus: Shop 33 Wörther (na gut, „schöne Ecke“); 7. zum nächsten Schwimmbecken bei Ike im Garten: Wins Ecke Danziger.
Kaufhalle, Schule und Kindergarten erfahren wir mit dem Auto; Einkaufsmöglichkeiten gibt es aber auch fußläufig.
So, nun aber was zum Kindergarten. Soviel gibt’s da gar nicht zu schreiben. Ich habe ein gutes Gefühl. Henri war diese Woche jeden Tag von ca. 8 bis 12.30 Uhr da. Nach dem ersten Tag sagte Henri, es war gut, aber auch, dass er von nun ab niemals wieder dahin gehen würde. Er fand, mit dem einen Tag hat er seine Zuckertüte und Rucksack abgearbeitet.
Aber wir arbeiten uns vor, und er geht tapfer mit seinen Launen und Ängsten um.
Elsa sagte, sie sei überrascht, wie gut es geht. Er spielt mit den anderen und macht sein Ding, hat eine Blume mitgebastelt (Thema der Woche: Frühling), erzählt ihr manchmal was und sie sagt immer ja, obwohl sie nichts versteht, und das reicht ihm. Gehauen hat er anscheinend noch nicht, auch wenn er sich täglich beschwert, dass die Kinder ihn doch nach seinem Namen fragen und seine Nudeln SCHWARZ gefärbt haben um damit die Blumen zu schmücken.
Heute gab es Verkleidetag und weil Freitag war auch Süßigkeiten, Er ging, mal wieder, als Hai und hat sich sehr wohl und stark gefühlt. Am Freitag gibt’s in seinem Buch immer ein Blatt mit, auf dem steht, was alles gemacht wurde.
Fotos von den „Lehrerinnen“ Elsa (li: Henris Gruppe) und Louisa (re, Rosas Gruppe ca ab Januar), von ein Paar Räumen und dem Haus. Die vom Spielplatz sind nicht schön geworden, schicke ich später welch. Noch ein Bild mit Henri und Rucksack und Schultüte, als er sich nicht fotografieren lassen wollte.
In letzter Zeit habe ich wenig über Noa geschrieben, aber, wie Anna schon vermutete, ist das ein gutes Zeichen: Sie fuchst sich hier so gut ein. Neben den Kleinen Rangeleien mit Ano, die sich aber immer wieder rappeln, schließlich sind sie Nachbarinnen, geht es Ihr sehr gut und sie versteht es, sich das Leben schön zu machen. Heute war die ganze Klasse im Kino, die Vorfreude hat sie die halbe Woche beflügelt.
Neulich, beim Abschiedsbraai für Charity, einer Simbawe-stämmigen Britin, die in ein paar Tagen zurück nach Kent geht, hat sich Noa lange mit Olivia, ebenfalls Simbabwe, unterhalten. Seb und ich standen etwas entfernt und guckten uns nur an: was redet sie da die ganze Zeit ?????
Sie holt alles aus dem kleinen Wortschatz heraus, was geht. Dann entstehen so herrliche Stilblüten wie: „Can I withplay?“, darüber kann sie mittlerweile etwas lachen.
1 comment:
Wenn Henri es nicht so gut findet, wenn die anderen ihn nach seinem Namen fragen (komisch, aber irgendwie kann ich das ein bisschen nachfuehlen), koennte er sich doch einen Decknamen fuer den Kindergarten zulegen, sowas wie "Sharky" oder so?
Liebe Gruesse aus Peneloponnes-
Anna
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