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Tuesday, August 01, 2006

Dienstag, 25.7.06



Gestern habe ich erst gar nichts geschrieben, das war der blau-schwarze Montag. Wahrscheinlich sind wir gestern richtig angekommen und ich war von der Reise erschöpft.

Morgens gabs eine, ähem, Meinungsverschiedenheit zwischen uns Eheleuten, und ich war den ganzen Tag – zu recht natürlich - sauer. Was soll ich sagen, sone Tage kennt jeder, er ging auch vorbei. Um 5 kam noch der Pfarrer vorbei, der sich, als wir nach dem Gottesdienst sprachen, angesagt hatte. Ich hatte überhaupt keine Lust auf Besuch, dann noch vom Pfarrer und habe rum gegrumpfelt und mir schon vorher ausgemalt, dass ich, wenn er mit mir beten will, sage, dass ich nicht mitbete, weil das unauthentisch wäre.

Na er kam dann, ich habe Kaffee und Tee serviert wie man es so aus Filmen kennt, und er hat mich durch seine Art milde gestimmt und ich war ganz angetan, wie er über seine Gemeinde, seinen Beruf und sein Land und die Landsleute spricht. Er ist in 5. Generation Südafrikaner, und hat auf offene Weise über die Situation gesprochen: Die meisten Weißen hätten das Gefühl, das alles ein wenig bergab ginge, z.B. das Gesundheitssystem, während es für die meisten Schwarzen dem Gefühl nach eher bergauf gehe, da ihnen jetzt alle Möglichkeiten offenständen. Auch meinte er, dass die Lage z.Z. politisch sehr stabil sei, viel stabiler als noch vor 10 Jahren, und es eigentlich auch wirtschaftlich in die richtige Richtung gehe, bei einem Wachstum von 5-6 %, wobei er aber einräumte, dass nun so eine Art Peak erreicht sei.

Und in der Art, wie er mit unseren Nachbarskindern umging, glaubt ich zu sehen, wie sehr ihm daran gelegen ist, eine gemeinsame Identität zu entwickeln und zu haben, ohne so zu tun, als gäbe es sie schon immer oder als würde es sie nie geben oder nur so tut, als gäbe es sie sowieso schon, sondern weil es für ihn eine wichtige Herzensangelegenheit ist, und er sich eine Menge Gedanken gemacht hat.

Theologisch und kirchenpolitisch haben er und Sebastian sich auch eine Weile ausgetauscht, aber das habe ich mir nicht alles gemerkt.

Jedenfalls bat er uns zum Schluss, die Kinder zu holen um ein Gebet zu sprechen, Anu und Ayo waren auch dabei, und das Gebet hat aller wunderbar vereint und schien selbstverständlich.

Heute früh haben wir den ersten Spaziergang gemacht, die Kinder per Fahrrad. Hat Spaß gemacht, auch wenn zum Schluss alle sehr angestrengt waren. Den Fluss entlang gegangen (z.Z. ein Bach, soll aber im Frühling werden), ein paar Nachbarsstraßen, wo es tatsächlich auch das eine oder andere ungezäunte Anwesen gibt. Jede Menge Stadien: Rugby, Hockey, Netball, Kricket und Krocket und Eishockey.

Um elf hatte Fika mir eine Stadtrundfahrt verpasst. Von Marianna, einer Mitsechzigerin, und mit der amerikanischen Carol, Mitfünfzigerin, beides Professorengattinnen.

Das war eine herrliche Runde, wo wir zuerst in einem Laden, den ich später vielleicht mal erläutern werde, kleine Törtchen kauften und dann in Mariannas Haus auf dem Kampus Tee hatten, um danach von Marianna in der Stadt herumgefahren zu werden. Ich fand das hübsch mit den Damen zu Tee zu sitzen, nur dass ich die australischen Arbeitsschuhe anhatte, passte nicht so ganz, fand ich, obwohl Carol auch Turnschuhe trug. Wir haben uns ausgetauscht übers Fikas Organisationsgenie, und dass er sagte, Marianna müsse mich dann und dann zu Hause abliefern, damit Seb dann und dann dort und dort sein könnte.

Aber er macht das nie in einer Art, die bevormundend wäre. Ich habe es sehr genossen, mal ohne die Kinder unterwegs zu sein, und dass hat er sich eben gedacht, und das einfach arrangiert.

Heute Nachmittag ist mir dann aufgegangen, dass es eine Katastrophe wäre, wenn ich ein halbes Jahr zu Hause bliebe, um die Kinder unterzubringen. Also ich muss raus, sonst würden wir zu oft auf Palmen sitzen. Ich fang mit Sprachkursen an, denke ich, und kümmere mich dann um Fachliches.

Ach gestern waren wir noch in Noas Schule und haben sie angemeldet. Montag kann ich den ganzen Tag mitgehen. Eine Liste von Dingen mit bekommen, morgen kaufen wir alles ein für die Schule, huihuihui, das wird ein Posten. Mit Socken und Schuhen und Haargummis, 2 Paar Schuluniformen. Und eine Schultüte!!

Ich habe dann gleich noch mal nachgehakt, ob Noa auch in der Jungenfussballmannschaft spielen könne, nein, geht nicht. Aber Mrs Barbara Francis, die meine Sachen entgegennahm und bearbeitete, meinte, dass es ein paar interessierte Mädchen gebe, und eventuell mal eine Mannschaft entstände, und dass Noa in der zwischenzeit ja mit Netball beginnen könne (das ist eine Art Basketball).

Damit ist Noa sehr zufrieden, und das ist zZ wichtig.

Nachbarin Josephine kam heute vorbei. Ich war etwas gastunfreundlich, aber ich konnte ihren Besuch nicht richtig einordnen, kann wild unterstellt sein, aber ihr Besuch wirkte so berechnend. Ich war misstrauisch. Aber wie gesagt, kann gut möglich sein, dass ich ihr unrecht tue.

Gute Nacht.

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