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Sunday, August 13, 2006

Donnerstag, 10. August 2006





Liebe Leute, was soll ich schreiben. Ich habe den Anschluss verpasst.

Es war der Alltag zu schaffen, und abends bin ich manchmal beim Vorlesen eingeschlafen. Nun ist der gelbe Nebel alle. Arme Noa, arme Uta. Ob uns der letzte Wolkowband je erreicht?

Danach gibt’s vielleicht schon das erste englische Buch. Wir dachten an Harry Potter. Seb und ich sichern uns jetzt schon Optionen, wer das nächste Buch vorlesen darf. Heute habe ich von Roelin (eine Bekannte, s.u.) die belletristische Erstversorgung erhalten, denn immer nur Reiseführer lesen ist auf die Dauer nicht so ent- und spannend.

Ich freue mich so sehr über die E-mails, die mich erreichen. Und ich würde vielen so gern antworten, aber die Zeit am PC ist so rar! Aber bitte mehr, ab und zu antworte ich auch!

Die neusten Erlebnisse: habe Henri das Wort Scheißkarre beigebracht, weil ich eine Viertelstunde im Auto saß und es nicht angekriegt habe, nach dem ich schon in den vergangenen Tagen 2 mal den Automechaniker rufen musste: das aber, weil Henri auf dem sonntäglichen Ausflug am Licht rumspielte und am nächsten Tag die Batterie runter war. Diesmal war es aber was anderes, ich vermute, das Auto und ich sind uns einfach unsympathisch, denn bei Seb hat es wieder pariert.

Aber durch dieses Intermezzo habe ich vom Automechaniker ein bisschen was über Namibia erfahren, und über die Lage der Südafrikanischen Nation. Gekürzte Wiedergabe: Namibia sei im Winter ein schönes Reiseziel; er könne aus seiner Kindheit noch ein bisschen deutsch: „der Schweinehund von Swakopmund“ und „ich liebe dich mein Schatz“, und als ich ihn zum nationalen Frauentag fragte, der am nächsten Tag sein sollte (Mittwoch, 9.8.) fing er an in Handwerkermanier zu schimpfen: lauter neue und zu viele Feiertage, über die „so genannten demokratischen Wahlen“, es seinen alles ehemalige Terroristen am regieren, die einzige Chance sei eine neue Generation. Die hohe Kriminalität (für mich eine spur zu bildhaft geschildert,) ist zu 60 % aus den Nachbarstaaten eingeflogen (Botswana, Simbabwe, Mosambik) deren Kriege den Leuten jegliches Empfinden für menschliches Leben genommen hätten. 60 % der Schwarzen sei nicht zu trauen.

Das Interessante dabei war, dass ich ihm viel besser zuhören konnte als wenn jemand bei uns zuhause mit Allgemeinplätzen kommt.

Einerseits natürlich, weil einfach alles erstmal aufgenommen wird, 2. sind alle Menschen, die wir hier treffen, von der Grundhaltung so gast – und normalfreundlich, so gütig, dass meine Alarmglocken zwar im Hinterkopf bimmeln, wenn ich so was höre, aber nicht gleich abwehre oder abschalte, sondern den Leuten gern zuhöre.

In den letzten Tagen habe ich mich über den ganzen Papierkram geärgert. Ich kann es nicht fassen, dass wir hier noch mal das gleiche Visum beantragen müssen, für das wir schon in Deutschland soviel Dokumente und Euros hinlegen mussten, rrrrr. Ich weiß im Hinterkopf, dass ich damit aufhören könnte, und es wahrscheinlich eine mich milder stimmende Erklärung geben wird, aber ich bin noch bockig.

Was mich aber doch schon ein bisschen runtergeholt hat, ist Sebastians Erklärung des großen Geldkreislaus. Erstens sind natürlich Lebenshaltungskosten billiger, und außerdem - irgendjemand muss doch die Unmengen von Leuten bezahlen, die hier in irgendeiner Form in Lohn und/oder Brot stehen. Jede Menge ParkwächterInnen, EinpackerInnen und AbwiegerInnen beim Einkaufen, für jeden noch so abgelegenen Park, an dem 2 Leute täglich für 10 Rand kommen gibt’s einen PförtnerInnen, Tankwärter(pro Tanke 10), usw.

Mein vorschnelles Urteil über die Mooirivierlaerschool (s.u.) möchte ich heute korrigieren. Ich war heute noch mal da (letztendlich erlaufen, weil Auto s.o.) um einen von vielen Schriebsen für Noas study permit Änderung einzuholen. Und fand die Atmosphäre doch recht herzlich, aber der Eindruck von damals hat mir die Entscheidung für die Centralschool erleichtert.

Bleibt noch der trouble z.B. ums Auto: seit Tagen habe ich eine Liste, auf der Autohändler, Geburtstagsgeschenk Seb (kann ich gerade noch nicht verraten), Telefon, Schranksicherungen und ähnliches drauf stehen, und es kommt immer was dazwischen. Da steht aber in der Schule der Autohändler neben mir, so dass ich einen Weg schon streichen konnte, und das Glück war fortan wieder mit die Doofen: Mittagsschlaf durfte ich machen (deshalb schaff ich diese Zeilen), mit Rosa und Henri bei der Krabbelgruppe unseres Wyks bei Roelin und Hennie mit deren Tochter Rika gewesen.

Jaha, was ist wohl wyk?

Aufmerksame LeserInnen werden ja bemerkt haben, dass ich schon relativ viele Gottesdienste geschildert habe, doch dabei bleibt´s nicht am religiösen Leben: was fasziniert und angenehm daher kommt ist die Verwurzelung des Gemeindelebens im Alltag. Ohne Frömmlerei oder Indoktrination (Seb, habe ich das Wort richtig benutzt?), gibt’s lauter Systeme, wie Leute miteinander Bibelstudien und andere Aktivitäten miteinander teilen. Unser Kumpel Steffen, in Durban lebend und aus Greifswald stammend, hat uns früher schon davon berichtet, jetzt weiß ich, was er meint. Das ganze Soziale und öffentliche Leben ist davon getragen, sowie es sich mir jetzt zeigt, natürlich nur.

Rest bitte ich Seb zu erklären: ihm fehlen z.Z. die Worte [s.f.]

Gestern hat mich Ike, die seit einem Jahr mit Mann und Kindern (16, 14,12) hier in Potch lebt und fließend deutsch spricht (ihre Mutter ist 53 aus Celle ausgewandert) und ihre jüngste Tochter zu einem anderen Kindergarten mitgenommen. Ihre Freundin Olga ist dort Erzieherin, und die ist aber gerade umgezogen und war gar nicht auf Arbeit. Da sind wir zuerst zum Kiga, dann zu Olga gefahren, die gerade das Haus voller Handwerker hatte (traumhaftes Häuschen!!!), danach hat sie mir noch einen Schreibwarenladen gezeigt, weil ich da was brauchte (nach drei Wochen ist das Urlaubswohnungsgefühl langsam vorbei und ich brauche wieder eine richtige Schaltzentrale: meinen Schreibtisch mit guter Ausstattung.) und schließlich den mittleren Sohn im Gymnasium abgeholt, an dem Ike auch Deutsch und Touristik (wichtiges Fach in Südafrika: jeder 11.Tourist schafft einen neuen Arbeitsplatz) unterrichtet. Nur Henri war mit. Schlafende Rosa hatte ich das erste Mal mit Babyphon Modupehs Eltern überlassen.

Fazit: Kita zwar ganz nett, aber Henri und ich favorisieren nach wie vor dippe-dapp, Ike ist, na eben wieder so reizend und offen, und nachdem wir über die Nationalsymbole sprachen (ich fragte, weil Noa ein Arbeitsblatt mit nach Hause bekommen hat), und Ike mich beim Abschied bat, in ein paar Wochen was zu Ihrer Deutschklasse in deutsch über Berlin zu erzählen, und ich mittlerweile bei unsrem Auto war und besagter Mechaniker wieder die Batterie anbaute, rief Ike noch mal an und brachte mir einen Strauß Proteaen! Denn die King Protea ist die Nationalblume. Ach mir ging das Herz über. So schöne Blumen und der erste Strauß Blumen in Südafrika, die ganze Riesenküche sah gleich anders aus.

Ach ja, liebe Anna, komisch, dass gerade du fragst: braai ist grillen, oder Grillveranstaltungen. Jeder Park, jedes Haus, hat fest installierte Grills. Unsere eigenen Erfahrungen damit halten sich noch in Grenzen, deshalb noch kein Kommentar à la „Der grillende Südafrikaner…“ aber wir überlegen kräftig, ob wir zu Sebs Geburtstag zum Kommunengrillen laden sollten. Ein bisschen schreckt uns noch der Aufwand ab, mal sehen, muss ja nicht sein, aber ich glaube, Seb feiert schon gern seinen Geb…, aber doch nicht mit irgendwem, Ihr lieben Freunde und Familien daheim!

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