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Monday, August 07, 2006

Sonntag, 6. August 2006







Heute schon wieder im Gottesdienst geheult. Simon (19), der geistig behinderte Sohn des Pfarrers, der im Rollstuhl sitzt, hatte eine spezielle Form von Konfirmation. Die holländische Kirche (belijdenis) oder auch die Reformierte hier haben statt Konfirmation dieses Bekenntnis, was nicht klassenweise geht, sondern ja nach dem, wann sich der oder die jenige dazu entschließt. Und es wird auch mehr verlangt als von den KonfirmandInnen, es ist eine sehr persönliche religiöse Angelegenheit und ist auch für die Gemeinde sehr verbindlich. Jedenfalls hat Simon sein Bekenntnis gesungen, und er und seine Familie haben damit eine Form gefunden, die für alle authentisch ist. Seine jüngere Schwester (16) hat vorher zu Ihm und der Gemeinde gesprochen. Seb war diesmal im Babyraum (der ein großes Fenster zum Kirchraum hat) und hat von da aus gesehen, dass eigentlich alle feuchte Augen hatten (und das bei einer eher sehr nüchternen Gottesdiensttradition). Die Mutter erzählte mir nach dem Gottesdienst, dass 1.) alle aufgeregt waren, ob er auch wirklich die Strophen singt, die mit ihm vereinbart waren und nicht irgendetwas, denn er singt sehr viel, und 2.) dass es die Schwester selbst war, die gefragt hat, ob sie etwas sagen dürfe. Beeindruckend, wie ehrlich und berührend sie sprach.

Außerdem gab es noch das bei den Reformierten sehr seltene Abendmahl, was auch anders abgehalten wird: es steht ein großer Tisch vor der Kanzel (wie bei da Vinci), an dem die Diakone rundherum Platz nehmen. Sie reichen sich einander Brot und Wein und gehen dann damit durch die Reihen, wo man wählen kann zwischen dem großen silbernen Kelch und drum herum lauter kleine Plastebecherchen, die nach dem Gottesdienst von den Kindern wieder eingesammelt werden. Da die Kopfhörer mit Übersetzung wieder nicht funktionierten, hat sich eine Frau neben mich gesetzt und übersetzt, was eine schöne Art war, den Gottesdienst mit zu bekommen.

Nach der Kirche hat mein Mann die Initiative ergriffen und wir haben in einer beispielhaften Aktion die ganze Familie binnen einer Stunde mit Sack und Pack vom Sonntagsstaat zum Ausflug fertig bekommen. Dann sind wir aufs geratewohl Richtung Meteoritengebiet gefahren (nämlich der Vredefort Koepel, vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Vredefort), wo die aufgeschlagenen Wellen vom damaligen Absturz eine Menge hügeliges Land gebildet haben. Fika hatte uns davon schon mal erzählt, Seb kam aber durch die Lektüre einer Mineralwasserflasche auf dieses Reiseziel. Ich war etwas skeptisch, ohne konkretes Ziel los zu fahren (Mit Rosa ist es z.Z. schwierig im Auto, vielleicht auch, weil wir z.Z. noch Fikas alten Benz fahren, der zwar das Herz meines Mannes gewinnt aber furchtbar schaukelt und somit den Kindern Übelkeit beschert.)

Doch war es ein sehr gelungener Sonntagnachmittag. Seb bemerkte, wenn schon diese Provinz Nord-west, die nicht so als der Touristenschlager gilt, so schöne Ecken hat, wie wird dann erst der Rest des Landes aussehen.

Jedenfalls gibt es da in den Bergen auf den Schotterpisten lauter Hinweisschilder zu camps im weitesten Sinne. Und wir sind gefahren und gefahren und dann einfach in eins abgebogen. Da kommt dann irgendwann ein Zaun mit kleinem Häuschen, wir bezahlen 10 Rand pro erwachsener Nase (1,20Euro) und werden durchgewinkt, keine Ahnung, was uns erwartet. Es entpuppte sich dann als Zeltplatz (außerhalb der Saison) mit allem, was das Picknickherz begehrt. Schattiger Tisch, schöne Aussicht, ein paar Impalas, gut ausgeschilderte Wanderrouten, etwas Spielgeräte und super saubere Klos in der Nähe (Interesse? Nähere Informationen unter: http://www.suikerbos.co.za/). So anstrengend Rosa auch gerade ist, wenn Fremde sich unserem Auto nähern ruft sie fröhlich hallo und winkt und winkt und gewinnt alle Herzen.

Abends sind wir dann noch schnell eine Thermoskanne kaufen gegangen: beim nächsten Picknick noch schön heißer Kaffee dabei, ach haben wir es gut!

Habe heute Modupe gefragt, wie alt sie ist und habe richtig geschätzt: wir sind gleichalt. Wir sind uns sehr sympathisch.

2 comments:

Anonymous said...

hallo ihr lieben,
die berichte begeistern ebenso wie sie nachdenklich machen. danke für die erlebnisse und erfahrungen. und das man ein stück daran teilhaben kann.
beste grüße aus berlin
von suse-sanni

Anonymous said...

Hallo, Ihr Lieben ,
hier ist Marianne, die zusammen mit Henne endlich ein Internetcafé in Thüringen gefunden hat - in Meiningen. Wir sind den dritten Tag hierherum unterwegs.
Das Internetcafé Habe ich natürlich eigens gesucht, um endlich wieder an Euren Blog heranzukommen - welche Freude, dass wieder neue Berichte drin sind! Hier war so viel zu lesen von großer Kälte und sogar Schnee bei Euch - aber die Bilder sprechen eine ganz andere Sprache. Ich freue mich mit Euch, wenn Ihr so schöne Dinge erlebt wie beschrieben - das braucht Ihr auch als Gegengewicht, wenn Euch schon schwarzrotsenffarbene Zutaten an Zuhause erinnern!
Henne und ich suchen uns jetzt ein Meininger Restaurant - und dann geht's wieder ab in unser Quartier in Schleusingen.
Seid umarmt - sehr! Und Gruß von Henne -
Eure Marianne / Mutti / Großmama